WUT AUF BEINEN

7. februar 2017, washington, -7 grad, heiter/münchen, 1 grad heiter       ——-      winter 16/17, Folge 29

 

So ein Präsident hat es schwer. Er muss sich mit vielen Dingen herum schlagen, die ihm eigentlich am Arsch vorbei gehen. Donald Trump, der GröMaZ (Größter Materialist aller Zeiten) muss geduldig Kultur über sich ergehen lassen. Immer wieder und allerorten.

In Konzerten muss er stille sitzen. Menschen, die Bücher schreiben oder Drecksfilme drehen, soll er die Hände schütteln. Irgendwann wird Mister Trump in Ausübung seines Amts wohl auch durch so ein stinklangweiliges Museum latschen und dabei lächeln müssen.

Okay: Das gehört zum Präsidenten-Job nun mal dazu.

Aber dann soll Donald Trump auch noch entscheiden, auf welche Weise Geld für die Kultur ausgegeben wird.

Was?

Wie bitte?

Kohle für Kultur? Harte Dollars für nutzlosen Plunder und für diese Typen, die sich „Intellektuelle“ schimpfen?

Zum Kotzen ist das.

Nun ist Donald ein smartes Kerlchen. Wenn schon Geld ausgeben – dann auf die Trump-Art.

Da ist zum Beispiel der Chefposten beim National Endowment for the Arts zu besetzen. Dort wird mit einem Jahresetat von 150 Millionen Dollar die US-Kultur gepäppelt. Stipendien, Preise, Subventionen, alles raus geschmissenes Geld.

Eigentlich würde der Präsident der Organisation am liebsten den Hahn ganz abdrehen – aber wenn schon die 150 Millionen unters intellektuelle Fußvolk gebracht werden sollen, dann wäre einer wie Sylvester Stallone der richtige Mann. Der ist erstens Trump-Fan, zweitens malt er gern – und drittens braucht es einen echten Rambo, um den Künstlern ordentlich den Marsch zu blasen.

„Sly“, fragte also der Präsident („Sly“ ist der Kosename für Silvester), „Sly, machst Du mir den Kultur-Boss?“

Sly überlegte nicht lange.

Nope!, sagte er.

Es kommt noch so weit, dass Donald alles selbst machen muss.

Na gut, Ahnung hat er ja. Er hat mal vor einem mit Elefantendung verzierten Madonnenporträt von Chris Ofili im Brooklyn Museum gestanden. Das ist schon 20 Jahre her, aber wer dabei gewesen ist, erinnert sich noch genau an die ekelverzerrte Fratze des Milliardärs. „Grauenvoll“, sagte er, „das ist echt entartet. Wenn ich Präsident werden sollte, dann wird solcher Schund nicht mehr zu sehen sein.

 

Zum Davonlaufen. Andrea Wildner macht sich Luft. FOTO: BARBARA VOLKMER

 

Andrea Wildner hat sich fürchterlich geärgert, als sie die Bilder für ihre Ausstellung im Februar 2017 in Arbeit hatte. Wenn sie in ihrem Atelier den Radioapparat einschaltete, war dieser Trump schon drin.

Die Künstlerin musste mit einem Phantom leben, das sich aufmachte, zum mächtigsten Mann der Erde zu werden.

Ach, wird schon nicht so arg, dachte Andrea Wildner, der fällt schon noch auf die Fresse. Den hält die harte Hillary im Zaum. Der wird nie Präsident. Nie, nie, nie.

Jetzt sind die Bilder für die Vernissage am Donnerstag gehängt. „Wild und gefährlich“ wollte sie sie haben – so sind sie geworden. „Manchmal habe ich diesen Banausen vor Augen gehabt, dann hat sich das sofort aufs Bild übertragen.“

Da ist zum Beispiel „Wut auf zwei Beinen“.

„Wissen’S, was? Das trifft meine Gefühle ganz gut, wenn ich an den Trump denk‘.“ Sie lacht, meint dann, eigentlich vergeht einem Künstler das Lachen in solchen Momenten.

„Und eigentlich sollte ich bei dem Bild noch einmal ran – jetzt, wo er Präsident ist. Jetzt müsste es eine ,Wut auf vier Beinen‘ sein. Mindestens.“

Morgen: A. Wildner, oder: Solche Ladys gehören weg