VERSCHWEIGEN

TANZ DER VIREN

8. Juni

In Schwaben schließt einer der größten Spargelbetriebe des Landes – aber danach bleibt es seltsam ruhig. Das Unternehmen lässt einen Anwalt alles abwiegeln und tut, als sei nichts Bemerkenswertes geschehen. Kein Wort auf der üppigen Homepage – nur am Zaun des Firmengeländes ein Pappschild, dass man den Verkauf eingestellt habe. Keine Erklärung für die Presse. Eisernes Schweigen.

Nur wenige Medien berichten. Darunter die „Aichacher Nachrichten“. Dort steht:

„Im Zusammenhang mit den beiden infizierten Erntehelfern hatte im Internet ein Video für Aufsehen gesorgt, das inzwischen nicht mehr abrufbar ist. Darin hatte ein Vertreter des Vereins „Auch Engel brauchen Schutzengel“ (AEBS) an die Geschäftsführung des Spargelhofs und die Kommune die Frage gerichtet, warum sie nicht öffentlich über die Corona-Fälle informierten.

Der Sprecher, der in dem Video zu sehen war, bezeichnete sich auf Anfrage unserer Redaktion als Gründer von AEBS. Dabei handle es sich um einen 200 Mitglieder zählenden Menschenrechtsverein, der im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau ansässig ist. Der Verein wolle unter anderem Kurierfahrer, Bau- oder Saisonarbeiter über ihre Rechte aufklären. Der Vereinsvertreter forderte, die Öffentlichkeit habe das Recht zu erfahren, wenn in ihrem Dorf, in ihrer Straße ein Covid-19-Infizierter lebe. Sowohl das Gesundheitsamt als auch der Anwalt des Spargelhofs wiesen das zurück. Die Öffentlichkeit sei durch das Gesundheitsamt informiert worden. Die Infizierten und ihre Kontaktpersonen stellten keine Gefahr dar, da sie sich in Quarantäne befänden. Sie müssten vor Stigmatisierung geschützt werden.“