“GEHEN”

TANZ DER VIREN

7. Juni

Zuerst ist die Walli gestorben, dann der Max. Er hat sie nicht einmal eine Woche überlebt. Die Kinder und die Enkel und alle Freunde sagen: Gut ist es so, wie es ist. Ein langes Zusammensein haben die Beiden gehabt – jetzt wollte einer nicht mehr ohne den Anderen weiter machen.

Am 14. April 1934 ist Max Hermann auf dem „Schnaiter-Hof“ in Dietenhausen zur Welt gekommen. Zur Schule ist er in Odelzhausen gegangen. Als er 19 war, starb der Vater – dann war er der Bauer.

Walburga Märkl ist, wie der Max, Jahrgang ’34. Geboren an einem 28. Juli – da begann am Woishofer-Hof in  Priel gerade die Ernte. Wally war das siebte Madl in der Familie. Priel liegt in Richtung Landshut, Dietenhausen geht nach Augsburg zu – da liegen Welten dazwischen. Schier ein Wunder, dass sich die Wally und der Max getroffen und ineinander verschaut haben.

Am 28. November 1959 war Hochzeit. Getraut hat das Paar der geistliche Rat Gottfried Brugger in der Pfarrkirche St. Benedikt, der als Pfarrer bei den Nazis das Maul nicht gehalten hat. Ein  patentes Mannsbild, das beim Hochzeitsmahl im „Sonnenwirt“ wacker mithielt und dem Paar auf ein langes Eheleben zuprostete.

Zwei Söhne haben sie in die Welt gebracht, den Florian und den Max. Ein Haus haben die Wally und der Max gebaut. Auf dem Hof hielten sie immer alles sauber in Schuss. Es hat Kühe und Katzen, Hühner und Karnickel gegeben, das Gemüse kam aus dem eigenen Garten. Später wuselten vier Enkel durch den Hausstand.

Die Welt, das waren der Holzgraben und der Hartgraben, das waren Glonn und Odelzhausen und Dietenhausen und die Lampl-Kapelle, in den neuen Zeiten waren es ein Gewerbegebiet und der Golfplatz für die protzerten Münchner. Die Welt, das waren ein paar Fahrten mit dem Musikverein, in dem der Max blies (man sagt, dass er auch mit einem Räuscherl den Ton getroffen hat).

Dann wurden sie alt und gingen gern ins Seniorenheim von Egenhofen. Von da war es nicht weit zum Hof, da fühlte man sich nicht entwurzelt und war beschützt.

Sie haben nach und nach die Freunde begraben. Und sie haben gefeiert. Geburtstage, runde Jubiläen. Silberhochzeit, Goldene Hochzeit und schließlich im November 2019 die Diamantene Hochzeit.

Im 61. Jahr der Ehe ist es sehr bergab gegangen mit der Walli. Als sie starb, legte sich auch der Max hin.

Es war gut.

Man hat sie ganz still begraben. „Im kleinsten Kreis“, wie es heißt. „Wegen der momentanen Situation“, so stand es im „Merkur“.

 Momentane Situation? Damit ist wohl Corona gemeint.

Wobei:

Corona ist der Wally und dem Max sowas von wurscht gewesen.