UM GOTTES WILLEN

murnau, 3. juni 2015

Der Sommer legt sich übers Voralpenland. Bis zu 30 Grad warm wird es in den nächsten Tagen, abends soll es ab und zu gewittern. Die Bauern haben das frühe Heu eingebracht, der Hahnenfuß steht knöchelhoch und höher in den Bergwiesen, morgen wird das Volk ganz arg fromm sein und hinter den Pfarrern her durch die Gemarkungen ziehen. Dann ist Fronleichnam – und Oberbayern putzt sich so fein heraus, dass man meinen könnte, die Welt wäre ein immer während’ Paradies.

Saublöd nur, dass in Garmisch die Gegner des G7 ihre Kuppelzelte aufbauen und dass sie auch noch erklären, sie hätten nichts Feindseliges im Sinn. Dabei weiß doch jeder, der dem Innenminister Herrmann aufmerksam zuhört, dass da ein Tsunami der Gewalt aufs schöne Werdenfels zu rollt.

“Wir gehen von zwei- bis dreitausend gewaltbereiten Leuten aus, die sich am Wochenende hier in Garmisch-Partenkirchen aufhalten könnten und deshalb sind wir bei der Kontrolle der Zufahrtstraßen auf der Hut.

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Dicke Luft in Bayern.

Laut Herrmann müssen sich die aus dem Urlaub heimkehrenden Bürger wegen der Grenzkontrollen auf Verzögerungen einstellen: “Jedem, dem das irgendwie möglich ist, empfehle ich einen großen Bogen um das Gebiet Garmisch zu machen. Es wäre entspannter über Salzburg oder Passau wieder einzureisen.”

Herr Herrmann und viele Eingeborene lassen sich ihre Fremdenfurcht in diesen Tagen nicht ausreden. Das Feindbild ist klar: Wer gegen Merkels teures “Klassentreffen” in Elmau ist, hebt im Zweifelsfall auch den nächsten Steinbrocken aus Wetterstein-Kalk auf und schleudert ihn gegen das Establishment.

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Da braut sich was zusammen!

Also haben die selbsternannten Retter des Abendlandes in Orwell’scher Manier gleich mal einen ganzen Gäu zum potenziellen Katastrophengebiet erklärt und erwarten das Schlimmste. Und falls es in der Republik einen potenziellen Steineschmeißer und Brandstifter gegeben hat, der es noch nicht wusste: Am Wochenende ist G7 – da kann man dann beweisen, ob man ein echter Hirnlos-Anarchist ist. Da kann man doch hin fahren und dem Herrmann und seinen 15000 Polizisten die Luft aus den Reifen lassen – oder was Ähnliches.

Morgen ist erst mal Fronleichnam. Da werden die Pfarrer das Land segnen.

Und dann warten wir mal ab, was der Gipfel so bringt. Gipfel der Langeweile. Gipfel der Sprechblasen.  Gipfel der Gewalt. Gipfel der Geldverbrennung…

Whatever.

Eines ist sicher. Wo ein Gipfel ist, sind auch Abgründe.

Am Freitag: Worum geht es eigentlich?