FENSTER-STURZ

24. märz 2017            ——–              DER NEUE, Tag 64

New York, 1980

 

Ich war nun also der Assistent bei T-MANAGEMENT, und der Chef – der ja auch mein Vater war – vertraute mir das erste größere Projekt an.

Er expandierte mit einer großen Siedlung im Westen von Queens. Praktische Wohnwaben, erschwinglich für Mittelständler. Am Rand des Ensembles stand noch ein altes Mietshaus, das aber alles in allem noch ganz ordentlich in Schuss war. Vater trickste mit der Verwaltung, die zustimmte, dass das Gebäude nicht abgerissen werden müsse, kleinere Renovierungen täten es auch.

Hier sollte ich nun zeigen, was ich konnte. Ich legte mich mächtig ins Zeug. Telefonierte mir die Finger rot, schließlich tat ich einen Hersteller auf, der neue Fenster zu einem sensationellen Preis einbaute. Einfach-Aluminium-Fenster mit Doppelverglasung, neuester Stand der Technik, rabattiert, von Spitzen-Handwerkern eingebaut.

Ich führte Dad durch das renovierte Haus. Er sah die Fenster und schnappte nach Luft. Was das sei, schrie er (im Gefolge die Grauhaarige, ich, der Polier und ein paar Handwerker).

Doppelverglasung, sagte ich. Aluminium. Technisch eins a. Rabatte ohne Ende.

„Fuck! Was soll der Scheiß? Glaubst Du, wir können die Kohle im Hudson verteilen? So geht das nicht. Für diese Häuser tun’s gebrauchte Sachen immer. Den Fehler hast Du einmal gemacht – damit hat es sich dann. Kapiert?“

Die Grauhaarige sah mich mit einer Mischung aus Besorgtheit und Gram an.

Wie konnte ich nur?

 

Damals hatte ich schon abgeschlossen mit der Karriere in T-MANAGEMENT.

Nach solchen Tagen ließ ich mich nach Manhattan bringen und erweiterte meinen Kneipen-Horizont.

Und ich war froh, als Donald, der an der Akademie ausgedient hatte, nun neben seinem Studium im väterlichen Unternehmen einsprang.

Er machte das echt gern.

Vom ersten Tag an.

Er sagte mal zu mir, da war er vielleicht zwei Monate dabei:

„Dad hat hier was Feines aufgebaut. Aber er hat keine Eier. Der traut sich nicht raus aus Queens. Pass‘ auf, das wird sich ändern. In ein paar Jahren gehen wir über den Fluss und erobern die Stadt.“

Morgen: Höhenflug und tiefer Sturz