EIN GROSSER

Startschuss: 17. August 2019, 6.00 Uhr. Zielschluss: 18. August 2019, 12.00 Uhr. Dazwischen: 160 Kilometer zu Fuß rund um Berlin. Das Event heißt “Mauerweglauf”. In “Vettensjournal” das Protokoll. Es beginnt am 9. März 2019. Da sind’s noch 22 Wochen.

10. März, Dachauer Moos. Der Sturm hat zugenommen, er rüttelt im Wald.

1978 – da war er gerade Frankfurts Opernchef geworden – tat Michael Gielen Ungeheuerliches: Er kopulierte Werke von Beethoven und Schönberg. Das Finale der Neunten, Schillers Ode an die Freude, konfrontierte er mit der Auschwitz-Kantate “Der Überlebende von Warschau” – das Welten-Euphorische “Seid umschlungen, Millionen!” traf mit dem Todeslied der Juden “Shema Yisroel” auf die Morde im KZ.

Der Zorn des konservativen Publikums war dem gebürtigen Dresdener egal. Er wollte in Frage stellen. Er ließ keinen Stein auf dem anderen. Kunst umd der Kunst willen – das war seine Sache nun gar nicht.

“In der Welt nach Auschwitz und Hiroshima bleibt Schillers Ode hohl.”, sagte er später. Für ihn war Musik das höchste Gefühl überhaupt – aber Gielen hinterfragte alle Harmonie. Versöhnung? Erlösung? Paradies? Nur weil es die Musik vorgaukelt? Nein, dem hat Gielen – Wunderkind der frühen Jahre – misstraut. Er war ein Anhänger von Adorno, ein kritischer Zweifler.

“Gielen war kein Star-Dirgent. Er war ein großer Dirigent.”, steht in der Zeitung, zwei Tage nach dem Tod des Dirigenten in seiner Wahlheimat Österreich. “Star-Dirigenten sind berühmt – große Dirigenten haben etwas zu sagen.”

Einfach mal drüber nachdenken!