DER WURM DRIN?

murnau, 1. juni 2015

Liebe Menschen-Freunde, der sputnik” treibt sich wieder mal im Süden der Republik herum. Heute ist er über den Markt von Murnau gestromert und wollte gerade das Bein an der Mariensäule heben, da erstarrte ihm die Pose. Drei bis an die Zähne bewaffnete Zweibeiner nahmen den kleinen Hund ins Fadenkreuz. Das waren humorfreie Mitglieder einer fürchtenswerten Truppe von Bodyguards – sie kümmern sich um Mächtige der Welt, die in ein paar Tagen ins Werdenfels reisen, um Beschlüsse für den Globus zu fassen. Oder zumindest, um gut und ungestört zu essen.

Sowas nennt sich G7 – und das muss ganz doll geschützt werden.

Also, “sputnik” unterdrückte seinen Harndrang und verließ das Murnauer “Sperrgebiet”

G7: der Gipfel der Sieben. Ein Wahnsinns-Forum, früher haben da Spezialisten über Finanz- und Währungsfragen diskutiert.

Kleiner Kreis, drei Handvoll Personenschützer.

Heute palavert ein Kolossal-Kolleg über Gesundheits und Bildung, Wirtschaft und Bevölkerungsentwicklung, Umwelt, Klimawandel, Außenpolitik, Fragen des internationalen Rechtes, Strafverfolgung, Terrorismus, internationaler Handel und Binnenangelegenheiten (Anbindung an Land-, See- und Luftwege)… Ganz, ganz wichtig ist die Außenpolitik.

Da braucht man schon eine Handvoll Wild-Bewaffneter mehr.

Nun kann “sputnik”, ein echter canis sapiens (denk fähiger Hund, d.Übers.), da schon auf Paralellen im Tierreich verweisen.

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Konferenzen? Nur, wenn ich der Alpha bin.

Der Schriftsteller Manfred Kyber zum Beispiel hat seine eigenen G7-Recherchen in “Konferenz der Regenwürmer” festgehalten:

“Die Regenwürmer hatten einen Kongreß einberufen.

Es war ein moderner Kongreß. Darum hieß er nicht der Kongreß der Regenwürmer, sondern der K.d.R. Der K.d.R. tagte im Garten an einer recht staubigen Stelle. Es wurden nur Fragen der Bodenkultur erörtert. Weiter geht der Horizont der Regenwürmer nicht. Sie kriechen auf der Erde und essen Erde. Es sind arme bescheidene Leute, aber sie sind nützlich und notwendig. Die Erde würde ohne sie nicht gedeihen. Ihre Arbeit muß verrichtet werden. Es war Abend. Die Dämmerung lag auf den Wegen, auf denen der K.d.R. zusammengekrochen war.

Ein langer alter Regenwurm hatte den Vorsitz übernommen. Er besprach Fragen lokaler Natur, die Bodenverhältnisse des Gartens, in dem man arbeitete. Es waren erfreuliche Resultate.

,Wir sind schon recht tief in die Erde eingedrungen’, sagte der Präsident des K.d.R. ,Wir haben viele Erdschichten an die Oberfläche befördert, von denen niemand vorher etwas wußte. Wir haben sie zerlegt und zerkleinert. Aber die Erde scheint noch tiefer zu sein, als wir dachten. Sie scheint noch mehr zu bergen, als wir heraufgeschafft haben. Wir müssen fleißig weiter überall herumkriechen und Erde essen. Es ist eine große Aufgabe. Damit schließe ich den K.d.R.’

Er ringelte sich verbindlich.

Der offizielle Teil des K.d.R. war erledigt.”

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Aber man muss ja nicht in alles die Nase rein stecken. FOTOS: BARBARA VOLKMER

So schnell kann man also zu Ergebnissen kommen. Manchmal freilich bröselt so ein Gipfel wegen unvorhergesehener Misshelligkeiten gewaltig. Das hat Erich Kästner in der “Konferenz der Tiere” notiert:

“telegramm an alle welt: –..– konferenz in kapstadt eröffnet –..– alle staatshäupter und Staatsoberhäupter gesund eingetroffen –..– sehen Verständigung aufs zukunftsfroheste entgegen –..– unbedeutende meinungsverschiedenheiten hinsichtlich tagesordnung –..– Änderungsantrag betreffs geschäftsordnung –..– erregte debatte wegen Sitzordnung –..– wetter ausgezeichnet -..-

telegramm an alle welt: –..– gesamtes aktenmaterial der kapstadter konferenz durch mäuseplage vernichtet –..– fortführung der Verhandlungen dadurch ernstlich in frage gestellt –..– konferenz der tiere stellt ultimative forderung –..– geheime beratungen im gange -..ablehnung des Ultimatums selbstverständlich”

Wie wir sehen, braucht der Elmauer G7-Gipfel großen Rückhalt aus der Bevölkerung. Wir wünschen doch den Herrschaften – außer exzellenten Verköstigung – den Langmut und die Weisheit und die Fertigkeit, die Geschicke der Welt zu retten. “sputnik” hat im Netz ein Modell entdeckt, wie das vielleicht funktionieren könnte im Werdenfels. Warum machen’s die G7-Mächtigen nicht wie die Teilnehmer des “dogmeeting”? Das nämlich ist der letzte Schrei im Netz.

“Was ist dogmeeting?

Das ganzheitliche Wahrnehmen des Hund-Mensch-Teams,

Mentales Einfühlen und Erkennen des Problems,

Bachblüten, Heilenergien und

Gezieltes Training im Einklang mit der Hundeseele.

Bei einem dog-Meeting versuchen wir, eventuelle Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Bachblüten und Heilenergien werden den Weg in eine neue ausgeglichene Zukunft erleichtern.  Nimm Dir für eine Sitzung drei bis vier Stunden Zeit. Schön wäre es wenn wir beim dogmeeting ungestört wären.”

Echt? Das Ganze kostet nur 140 Euro, und Personenschützer braucht es auch nicht. Vielleicht eine Alternative?