BUDDEL-BUDDY

klosterheide, 15. juni 2015

Manchmal möchte der Verdacht aufkommen, “sputnik” sei ein wenig doof. Vor ein paar Wochen jagte er erfolglos eine Schar munterer flügger Enten. Die haben sich über ihn kaputt gelacht. Letzthin stand er auf der Wiese und bellte wütend die Dachrinne an – dort lag ein Stock, den der Mensch geworfen hatte. Den Staubsauger verfolgt “sputnik” mit heiligem Zorn. Und seit gestern umkreist er das Beet knurrend und rauflüstern. Grund: Die Ringelnatter, die ihn von Teich zu Bach hetzt, quert auf ihren feigen Fluchten jedes Mal zwischen Salat und Spinat durch. Sie hinterlässt eine Spur wüster Gerüche und einen ratlosen “sputnik”.

Da steht er dann vor dem Beet und kläfft.

Dabei hat “sputnik” in puncto Beet bislang durchaus bella figura gemacht. Im Winter ließ er die verwaiste Scholle und die Pyramiden der Schermaus uninteressiert links liegen. Er drehte eine kurze Runde im kalten Wald, dann zog er sich zurück an den Kamin und lagerte seinen Leib so, dass er geerade mal nicht angesengt wurde.

Im Frühjahr entdeckte er das Beet als prächtigen Spielplatz. Dort den Kratzfuß zu machen war ein Riesenspaß. “sputnik” stemmte sich mit den Hinterläufen ins Erdreich und baggerte, buddelte, werkte, wühlte mit den Vorderläufen, dass der Humus nur so spritzte. In guten Momenten erzeugte der kleine Kerl einen Krumenflug von einem halben Meter und mehr. Erst wenn das Beet so richtig durchgenudelt war, ließ er ab vom garstigen Tun. Trottete leise von dannen, blieb hinter der Hausecke stehen und hörte befriedigt zu, wenn der Mensch seinen Wutanfall bekam. Wetten, dass der Typ nun den Rechen holte und alles wieder glatt machte. Dann konnte das Spiel von Neuem beginnen.

Der Mensch machte sich kundig. Und er fand einen Ratgeber auf www.planethund.com: “Manche Hunde sorgen einfach gerne für schlechte Zeiten vor und verbuddeln ihr Futter. Nicht ganz so lustig ist es dann, wenn die Aushebungen gerade dort beginnen, wo die Menschen ihre Blumen und Pflanzen liebevoll eingepflanzt haben. Damit beide Parteien ihre Freude beibehalten können, empfiehlt sich eine Ecke im Garten, die extra der kreativen Arbeit des Hundes vorbehalten bleiben darf. Eine Buddelecke wird ganz bestimmt dankend angenommen. Dort könnte übrigens auch eine Art Beschäftigungsecke installiert werden. Manche Hunde klettern unheimlich gerne. Größere Steine und Baumstämme können optimal verwendet werden. Wie man sieht, bietet der Garten eine Vielzahl möglicher Sommeraktivitäten. Je kreativer der Mensch sich dabei einbringt umso schöner ist es für den Hund.”

Also wurde der Mensch kreativ. Hetzte “sputnik” auf die Enten, brachte den Hund mit dem Staubsauger auf die Palme. Warf ein Stöckchen aufs dach – hihi, da stand der doofe Hund dann und verbellte die Regenrinne. Toll, was menschlicher Erfindungsgeist alles vermag.

Doch seit gestern ist wieder alles anders.

Schuld trägt die Blindschleiche.

Und nun steht der Hund vor dem Beet und denkt nach. Dann tut er das einzig Erfolg versprechende. Er betritt das Karree, schnüffelt an den Minzstengeln und Salatblättern. Alles riecht nach Blindschleiche. Irgendwo hier muss der Schlängelstock sein.

“sputnik” stemmt die Hinterpfoten in die Erde und beginnt mit der Arbeit. Krumenflug, einen Meter mindestens.

Ohnmächtig sieht es der Mensch. “Nein!”, ruft er. “Aus! Aus!”

Die Scholle stiebt. Der Mensch ist verzweifelt: Noch ein Feind. Diesmal kommt er gar aus dem eigenen Rudel. Es ist zum Verzweifeln. So ein Beet macht einen ganz wahnsinnig.

Morgen: SOS – Feinde allerorten