ANS-TECKEND

TANZ DER VIREN II, Folge 90

Die Eingekastelten von Haar mögen vielleicht ein wenig schräg drauf sein. Wenn man in Oberbayern von einem sagt, „der is in Haar gwen“ – dann ist dieser Mensch gesellschaftlich nicht mehr haltbar. Einer, der in der landesbekannten Klapse seine Zeit abgesessen hat, wird es bei den „Normalen“ nicht mehr leicht haben.

Jucken tut sie das nicht sehr.

Im Augenblick verfolgen die Frauen und Männer in der Geschlossenen, wie sich die „normale“ Gesellschaft selbst zerlegt. Der Jeremy, der zu ausgefallenen, ein wenig dramatisierenden Formulierungen neigt, sagt, „unser Land implodiert, und schuld sind wir alle“. Schmarrn erwidert dann der Josef, es werde schon wieder alles in Ordnung kommen. Und die Lina verweist darauf, dass das Wort „wir“ definitiv nicht auf die Irren aus Haar zutreffe – denn die können für nix was. Schließlich sind sie weggesperrt.

Aber so deppert sind sie gar nicht.

Da ist zum Beispiel die Sache mit den Partys. Die Politiker haben erklärt, dass dies nicht die Zeit sei zu feiern. Herr Markus Söder meinte, man kenne das ja. Da lasse es sich der Mensch gut gehen: im Biergarten, auf dem Oktoberfest oder bei der Garagenfeier des Nachbarn – und was falle ihm ein? Er trinke einen Alkohol, vergesse sich und – zack! – ist halb Bayern infiziert. Nein hat der Herr Söder beschlossen, dem werde er einen Riegel vorlegen.

Nichts ist es mit der Wiesn, die Biergärten und die Wirtschaften sind dicht. Wie es heißt, fährt die Bullerei in Zivil Streife und kontrolliere, ob die Bürger auch brav ihren Schnaps zuhause saufen. Der Herr Söder hat obendrein gemeint, bevor sich einige einfallen lassen, das Bayernland beim nächtlichen Joggen zu infizieren, hat er das auch noch verboten. Wenn dann die Bayern ärgerlich werden, hebt er die Verbote zum Teil für ein paar Tage auf. Danach wird wieder „nachgeschärft“.

Manchmal wissen die Menschen dieser Tage nicht mehr, was sie noch dürfen und was verboten ist.

Aber eines ist klar: Partys sind tabu! Gefeiert wird nicht!

In Haar werden Frauen und Männer verwahrt, die angeblich etliche Sparren locker haben.

Aber eines muss man ihnen lassen:

Das mit den Partys haben sie drauf.

Da sind sie echte Checker.

© BILDKUNST JOHANNES TAUBERT