KURZ VOR KNAPP

Krohn wird umziehen. Weg aus der lauten Stadt. Weg in die Welt. An den letzten 55 Tagen sieht er sich noch einmal um. Lokaltermine, jeden Morgen um dreiviertel sechs in Berlin und im Brandenburgischen. Tag 9, Krohn erinnert sich.

War ein kalter Winter, echt. Karl Krohn schloss die Kabane ab. Er machte sich auf den Weg, es schneite, was für eine Scheiße, konnte dieses Schneien nicht endlich mal ein Ende haben?

Egal.

Das war ja kein Winter, wie Krohn sie gewohnt war.

Er mochte normalerweise den Schnee, der das Kommando übernahm – das war ein Gegner, dem man aus dem Weg ging. Den fürchtete man, man schloss das Haus ab, heizte und wartete.

Man war gerüstet.  

Dieser Winter in der Mark Brandenburg aber war nicht die Schnee-Sache gewesen, die er kannte. Dieser Winter wollte ihn kalt machen. Die Kälte kroch ins Haus, das Holz ging viel zu schnell zu Neige, die Wege in die Zivilisation wurden mehr und mehr ungangbar.  

Anfang lächelte sich Krohn eins. Dieses Schnee-Dings würde er mit links machen. Weg damit. Er war der König des Schnees.

Hat nicht so funktioniert. Krohn verlor die Kontrolle. Das Eis verkleisterte die Fenster, der Ofen mochte nicht mehr, das Handy hatte keinen Saft. Hans Krohn zog sich die Decke über den Kopf und fing an zu erfrieren.

Er hat gerade mal überlebt. Am Ende mit kalten Ravioli, Nudeln blank und dem Wasser aus dem Bach, dann war nix mehr.

Schloss also ab – es war pechschwarze Nacht, dreiviertel sechs – und wanderte zurück. Durch Schneisen und an Seen und Flüssen vorbei, der Tag mäanderte, als es grau wurde, kam Krohn in die kleine Stadt. Er war durchfroren, hatte großen Durst.

Es war gut, irgendwie.

Krohn hatte keine Kruste gegens Leben.

 

So kam er in die Stadt.