STILLE POST

20. märz 2017           ———-             DER NEUE, Tag 60

New York, 1980

 

Ich bin – außer in den Tresengesprächen mit Sandy – noch einmal auf Mister Dobias, den „Maje“, den Akademie-Ausbilder meines Bruders, getroffen

Das ist noch nicht so lange her. Ich habe ihn nicht persönlich getroffen, aber er hat sich mächtig in mein Leben gedrängt.

Ich hing schon schlimm in der Kurve. Donald, mittlerweile ein erfolgreicher Unternehmer, der keinen Tropfen Alk anrührte, nahm mich zur Seite und meinte, ich solle aufhören mit der Sauferei.

Ich fand das ein wenig komisch. „Komisch“ im Sinne von lustig. Riss die Lasche einer „Buds“-Dose auf. Prost, Donnie, Du staubig-nüchterner Spaßverderber, Du kannst mich mal gepflegt in Ruhe lassen. Wäre mir ein Vergnügen, wenn Du die Kurve kratzen könntest.

Ja, er wollte ohnehin gehen. Aber er hatte da noch etwas für mich.

„Das ist von Mister Dobias. Hat er mir geschenkt, als ich meinen letzten Tag an der Akademie hatte. Ich soll es immer bei mir haben – dann wird alles gut. Ich brauche es nicht mehr. Du solltest das jetzt nehmen.“

Weg war Donald in seiner Welt der Geschäfte und des Erfolgs.

Ich hielt einen gelblichen Zettel in der Hand. Schlechtes Papier, von Hand beschrieben. Die Schrift erinnerte an frühere Zeiten, ein bisschen zittrig waren die Buchstaben.

„Von Maje Dobias für Donald“ stand da. Und dann die Regeln für das Siegen:

Respekt für Autorität

Führen.

Nie aufgeben.

Nie nachgeben.

Nie zufrieden sein.

Siegen. Siegen. Siegen.

Sei stolz auf Dich.

Ich habe den Wisch mit auf eine anstrengende Sauftour genommen. Irgendwann habe ich ihn verloren.

Aber es war seltsam:

Die Dobias-Scheiße kriegte ich nicht mehr aus dem Kopf.

Fuck! Ich will das doch gar nicht denken.

SiegenSiegenSiegen.

Der Zug war weg.

Morgen: bei Dad in die Lehre