VOLL, DER PROMI

sommer zwanzichfuffzehn XXXIII

Sabrina kam vom Markt, es war kurz nach acht, Krohn lag auf dem Hotelbett und sah fern.

“Du”, sagte sie, ich habe feine Sachen mitgebracht. Lass uns einen schönen Abend machen.”

Er lächelte.

“Kein Sex, stimmt’s?”

“Bist Du böse?”

Nein, sie würden sich einen schönen Abend. Sie brauchten eine Pause. Eine Geschichte wolle sie schon hören, erklärte Sabrina, sie habe sich daran gewöhnt. Das sei wie früher, als ihr der Papa jeden Abend etwas vorgelesen hätte.

Ja die Geschichte gäbe es später. Nun gab es erstmal italienische Hartwurst mit viel Knoblauch drin und einen Käse aus Apulien. Flaumig-krustiges Weißbrot, einen leichten Roten aus dem Trentin. Weintrauben.

Und “Promi Big Brother”. Dort betrank sich der Sänger Nino de Angelo. Man konnte zusehen, wie ihm alles entglitt, er zum heulenden Elend wurde. Er sprach mit einem Papier-Wesen, “Was haben Sie mit Dir gemacht, Rudi?” klagte er. Er wollte nicht mehr und tobte “Lasst mich hier raus”, er erklärte “Ich will Euer Scheiß-Geld nicht”.

Gebannt sah Sabrina – sie sah wunderherrlich aus in ihrem schlabbrigen Trainingsanzug – zu. “Schämt der sich nicht? Schämen die vom Fernsehen sich nicht?”

“Wenn es Dir nicht gefällt, schalten wir aus.”

Sie kicherte.

“Nein, das tun wir nicht. Ich finde Schämen schön.”

Später gab es noch den ersten Teil der nächsten Gute-Nacht-Geschichte. Das sei’s, sagte Hans, für Erste mit den Geschichten. Dann müsse er sich aufmachen und neue suchen.

“Du willst weg?” Sabrina setzte sich auf.

“Nein. Wenn Du mich aushältst, will ich nicht weg von Dir.”

Gut Sie legte sich wieder neben ihn. “Gut. Dann erzähl.”

Udo bölkte innerlich vor Vergnügen: Manchmal fielen ihm doch echt witzige Wortspiele ein.

Er bestellte einen weiteren Klaren und ein Pils und kicherte noch einmal.

Welcher Teufel hatte ihn mit diesem Tipp geritten? Er war ein Profi  – und kein Profi von Berlin hätte auch nur einen Cent auf „Nalinas Flashlight“ als Sieger gesetzt.

Er hatte es aber getan. Welcher Teufel hatte ihn wohl da…

…naja: Wortspiel. Reiten. Wettbahn. „Nalinas Flashlight“…

Udo Krawittke fühlte sich albern. Das lag wohl auch am Alkohol. Normalerweise trank Udo keinen Alkohol. Er war überhaupt ein Mensch ohne große Ansprüche. Kaum Alkohol. Er rauchte nicht, hatte kein Auto, verreiste nicht. Okay, der Computer in seinem Bauwagen war vom Feinsten – aber dann hatte es sich auch mit Luxus in Udos Leben.

An diesem Abend freilich war ihm nach Feiern. Wie oft saß er hier oben im Restaurant über der Trabrennbahn Mariendorf? Drei-, viermal im Jahr. Das Restaurant war nichts für einen Menschen, der jeden Euro dreimal umdrehen musste, bevor er ihn ausgab.

Dass er nun doch am Fenster saß, einen Bildschirm vor sich und die Bahn unter sich hatte, verdankte er „Nalinas Flash“.

Sabrina war eingeschlafen. Naja, dann würde Hans morgen weiter erzählen. Er legte sich hinter ihren Körper, drückte sein Geschlecht gegen ihren Hintern und genoss seine laue Erregung.