SCHWERTGOSCHN

berlin/brisbane, 29. januar 2016

Sorry, nochmal „Dschungelcamp“, aus gegebenem Anlass – dann isses auch gut mit den Berichten über „prominente“ Mitbürger, die sich in Australien vor laufenden Kameras bei Wasser und Kakerlaken durchs Leben schlagen müssen.

Der gegebene Anlass ist das virtuelle Rendezvous mit einer nicht mehr ganz so jungen Frau, die durch ihre Art alle auf die australische Palme bringt.

Sie heißt Helena. Helena Fürst. Sie ist weder fromm und auch nicht von klassisch-griechischer Anmut. Nein, sie ist das, was der Süddeutsche eine „Schwertgoschn“ nennt. Eine Frau, vor der mann sich gar nicht genug in Acht nehmen kann.

Oskar Maria Graf beschreibt solch ein Wesen in der „Hölleisengretl“ folgendermaßen:

„Scharfe, fast stechende Augen hat sie gehabt, die Gretl, und anschaffen hat sie können wie ein Korporal. Wehe, wenn sie schimpfte. ,Ein Maul wie ein Schwert hat sie‘, sagten die Leute von ihr. Keiner ist dagegen aufgekommen.“

Diese über-emanzipierten Weibsbilder gibt’s, seit der homo sapiens kommuniziert. Eigentlich war schon die Eva eine Schwertgoschn, als sie dem wehrlosen Adam einen Apfel aufschwatzte.

Später nannten sich Prachtexemplare dieser Nattern-Untergattung Erynnien. Da gab es: die Alekto (Ἀληκτώ), „die (bei ihrer Jagd) Unaufhörliche“. Die Megaira (Μέγαιρα, deutsch auch „Megäre“), „den neidischen Zorn“. Und die Tisiphone (Τισιφόνη, auch: Teisiphone), „die Vergeltung“ oder „die den Mord Rächende“ (sie wird auf griechischen Amphoren häufig mit Hundekopf und Fledermausschwingen dargestellt).

 

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Zickenkrieg? Könnt Ihr haben. Bitteschön!

 

Elizabeth Taylor hat den Richard Burton bearbeitet. Else Kling, Hausmeisterin in der „Lindenstraße“, lehrte die Nation das Gruseln. Die ehemalige Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, überholt den Fascho-Millionär Donald Trump mit ihren Sprüchen noch rechts. Oder Beatrix von Storch: Die AFD-Frau bringt neben gestandenen Mannsbildern auch noch die Moderatoren-Routiniere Anne Will aus der Fassung, als sie zum Beispiel belfert: „Die Kanzlerin ruiniert unser Land wie seit 1945 keiner mehr. Ich nehme Wetten an, wenn Merkel zurücktritt, dann wird sie das Land verlassen – aus Sicherheitsgründen.“

Sie sind überall, die bösen Frauen. Jetzt auch eine im „Dschungelcamp“.

Dabei wird schon der wachsame Bibel-Leser gewarnt (im Buch Jesus Sirach / Sir 25,17-26,23):

„Es ist kein Leiden so groß wie Herzeleid. Es ist keine Bosheit so schlimm wie Frauenbosheit. Es ist keine Heimsuchung so schwer wie die Heimsuchung durch Menschen, die hassen. Es ist keine Rachgier so maßlos wie Rachgier von Feinden. Es ist kein Gift so stark wie Schlangengift und ist kein Zorn so bitter wie Feindeszorn. Ich wollte lieber bei Löwen und Drachen wohnen als bei einer bösen Frau. Wenn sie böse wird, so verzerren sich ihre Züge, und sie verfinstert ihr Gesicht wie ein Bär. Ihr Mann muss unwillkürlich vor Bitterkeit aufseufzen, wenn er mitten unter seinen Freunden sitzt. Alle Schlechtigkeit ist gering gegen die Schlechtigkeit einer Frau.“

Nun also die Erynnie 2016, die von RTL. Was steht eigentlich über sie auf Wikipedia?

„Helena Fürst (*11. Februar 1974 in Offenbach am Main) ist eine deutsche Betriebswirtin, die als Protagonistin mehrerer Doku-Soaps bekannt wurde.

2008 wurde sie in der Fernsehsendung Gnadenlos gerecht – Sozialfahnder ermitteln auf Sat1 von Kameras bei ihrer Arbeit als Sozialfahnderin begleitet. Von 2009 bis 2015 war sie Hauptdarstellerin in der RTL-Doku-Soap Helena Fürst – Kämpferin aus Leidenschaft.

Helena Fürst lebt mit ihrer 2011 geborenen Tochter und ihrer Mutter in Berlin.“

 

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Nett? Neee! Hauptsache Quote.

 

Triumphierend hat sie ihren Job im Dschungelcamp angetreten. Man solle sich mal warm anziehen, denn – hoppla! – jetzt komme sie.

„Ich habe Sendezeit, ich habe Presse, ich habe Aufmerksamkeit.“

Und die will sie sich, verdammt noch mal, erkämpfen. Schließlich weiß sie, wie sowas funktioniert.

„Gehe durch deine Hölle und du kommst als starker Mensch wieder raus. Erst wenn man sich selbst einen Spiegel vorhält und selbst erkennt, in was für eine Scheiße man sich gebracht hat, kann man sich auch mit Erfolg da wieder rausziehen.“

Frau Fürst beherrscht ihr Handwerk. Sie pöbelt und beleidigt, sie keift und wispert, sie murmelt Verwünschungen und bölkt Fluchwörter. Die ganze Palette, das ganze Repertoire, ein Shitstorm am Lagerfeuer.

Und: Sie hört nicht auf. Helena Fürst produziert eine Endlos-Schleife der Bosheit.

„Thorsten, kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Lass deine blöden Bemerkungen, sonst explodiere ich eines Tages, und diese Explosion wird dir nicht gefallen. Also höre damit auf, sei ruhig, denn was du hier spielt ist ein beschissenes, falsches Spiel. Du bist für mich ein ganz falscher Mensch! Und: so ein Mensch wie du würde meine Wohnung beim `Promi Dinner` nie betreten. Du bist bisher das Falscheste, was mir hier über den Weg gelaufen ist.

Thorsten, Du bist ein ganz falscher Mensch. Lass Deine blöden Bemerkungen…“

Irgendwann hat jemand mal gemeint, Helena möge doch „den Ball flach halten“.

Aber wie geht so etwas denn. Das kann eine Erynnie der Neuzeit nicht. Die sagt vielmehr:

„Ich bin ja hier nicht auf Heidschi Bumbeidschi. Es geht nicht immer nur Harmonie! Wenn jemand ein Problem hat, soll er es mir sagen.“

Basta!

Oder so.