RIEN NE VA PLUS

„2017”*, Folge 45, 1. November. Aus Martls Zettelkasten/I.

 

Ich lehne an einen Heuschober. Sommer ist und ein großer Durst. Das Gebirge überm Tal ist im Dunst. Mein Dorf, ganz verschachtelt, sieht echt scheiße und armselig aus.

Ich höre, dass wer mit der Kreissäge arbeitet. Auf der Bundesstraße rauscht der Verkehr. Am Himmel fliegt was- Mailand – München oder so – da sitzen jetzt die Leute drin und trinken einen Gin.

Das Holz vom Schober ist ganz grau und wärmt den Rücken.

Ich kann es brauchen, dass mich was wärmt.

Weil innendrin bin ich ganz kalt.

Es ist vorbei.

Die Sonne wird bald zum Feind. Vorhin ist ihr Licht in die Wiesen gekrochen. Da habe ich mich hierher verzupft, mit meinem Bier, und habe dem Dorf beim Aufwachen zugeschaut.

War das eine Nacht! Warum wir beim „Maxim“ raus geflogen sind, weiß ich nicht mehr. Da ist sicher etwas vorgefallen, sonst kriegen wir doch kein Lokalverbot.

Wo wohl der Hanse abgeblieben ist?

Wurscht – der findet schon heim.

Gut, dass ich genug Bier bei der Tanke gekauft habe. Der Notz hat schön blöd geglotzt, wie ich rein bin und den Einkaufskorb voll gemacht habe. Ein Bier am frühen Morgen, da hat er heute Abend was zu erzählen. Der Martl säuft jetzt schon werktags in der Früh‘, das spricht sich rum.

Auch wurscht. Alles wurscht.

Ich muss weg. Ich hab‘ hier nichts mehr zu suchen.

 

*“2017“ beginnt in der Kalenderwoche 38 des Jahres 2017 und endet am 31. Dezember. Thema: 105 Tage Deutschland. Unterwegs in der „Heimat“.