MAHLZEIT!

“2017”*, Folge 11, 28. September. Der Tag fängt gut an

“Bülowkneipe”, es laufen die Zehn-Uhr-Nachrichten (warum irgendwer NDR 2 eingestellt hat, weiß der Geier). Keiner hört hin. Jeder führt sein eigen Leben. Der Libanese mit dem Hang zum Raufen kämpft gegen zwei Daddelautomaten. Der arbeitslose Anstreicher, der aus Gewohnheit in verkleckster weißer Kluft in den Tag gegangen ist, studiert die “Bild”. Maja aus Polen räumt die Spülmaschine aus. Zwei Touristen wissen nicht, ob sie noch was bestellen sollen, das wird nun erst einmal durchdiskutiert (dabei haben sie echt genug, es ist Zeit fürs Hotel, war eine harte Nacht).

Die Tür zur Bülowstraße wird heftig aufgestoßen.

Ilse stürmt in die Kneipe, pflanzt sich empört vorm Tresen auf. Sie knallt ein Päckchen aus Silberpapier auf die Bar. Einen großen Zorn hat sie, den muss sie nun los werden. Sie beginnt ihren atemlosen Bericht.

Ein leckeres Frühstücksbierchen hat sich Ilse zuhause aufgemacht, ein schönes Rippchen wollte sie sich braten, Knoblauch hat sie geschält, sollte ja schmecken, das Rippchen, der Fernseher war an.

Sport.

Das Rippchen in der Pfanne hat sie vergessen.

Bis die Wohnung stank wie DDR.

So eine Scheiße. Ilse gabelte das verkohlte Fleisch aus der Pfanne. Die Pfanne hat sie gleich in den Müll geschmissen. Das Rippchen auf der Anrichte hat ausgesehen wie ein Leichenteil in der Forensik.

Der Appetit war erstmal futsch. Ilse hat das Essen in Alu gewickelt und in die Kneipe getragen.

“Da Maja, wir tauschen. Du Rippchen. Ich Bier.”

*“2017“ beginnt in der Kalenderwoche 38 des Jahres 2017 und endet am 31. Dezember. Thema: 105 Tage Deutschland. Unterwegs in der „Heimat“.