KOTZEN

TANZ DER VIREN

21. Mai

Der Schriftsteller Paul Auster hinwiederum könnte – er ist eben nicht der nüchtern analysierende Typ wie die Wissenschaftlerin Karin Mölling – nur noch kotzen.

„Die Taten unserer Regierenden töten Menschen. Das schmerzt mich, es entsetzt mich. Immerhin, Wut ist ja durchaus das Gegenteil von Depression, ich krieche nicht still in eine Ecke.

Ich bin im Keller in meinem kleinen Arbeitsraum und trete nicht oft aus dem Haus, vielleicht zweimal pro Woche, wenn ich zur Post gehe oder zu einem Laden. Ich habe mich weggeschlossen wie alle New Yorker. In der ersten Phase fühlte sich Brooklyn verlassen an, alle drei Minuten kam ein Auto. Die Stadt ist gewaltig getroffen worden, viel gewaltiger, als es die Zeitungen berichten.

Nach dem 11. September sagten viele, das Leben werde nie wieder dasselbe sein, Ironie und Humor seien nun tot. Nach ein paar Monaten taten alle wieder, was sie immer tun, denn das Leben geht weiter, Menschen gehen zur Schule, zur Arbeit, machen Babys, und die Babys haben keine Ahnung, was am 11. September geschehen ist. Der Mensch vergisst.“