DIE KING

„2017”*, Folge 48, 4. November. Aus Martls Zettelkasten/IV.

 

Frau King ist aus Berlin-Charlottenburg gewesen. Sie hat nach Zigaretten und einem alten Eau de Cologne gerochen. Ich hab‘ das gemocht, besonders unter den Achseln.

Sie hat einen riesigen Busen gehabt. Und Büstenhalter aus Spitze.

Alt ist sie schon gewesen, aber im Bett habe ich das vergessen. Brustwarzen, so steif, da hast Du Dich vergessen.

Frau King hat gesoffen wie ein Loch. Und sie wollte immer vögeln. Nach dem Fick wurde wieder gesoffen. Die Frau hat sich nicht lange aufgehalten – bei der ist man sofort wesentlich gewesen.

Von Berlin hat sie erzählt. Von der Friedrichsstraße und vom Wedding. Im Sommer ist sie mit den Freundinnen zum Wannnsee. Da haben sie nackert rum gelegen und die Mannsbilder geil gemacht. Sie hat immer gesagt, dass früher alles eine große Party gewesen ist.

Und dann nix mehr.

Nur noch ihr Mann. Knut! Der ist ein Langweiler gewesen und immer krank. Sie hat ihn gepflegt, bis er am Kranksein gestorben ist.

Jetzt ist sie allein, hat immer noch einen Busen und macht einmal im Jahr Urlaub in Bayern.

Ja, sagt sie, „und da läufst Du mir übern Weg. Was soll ich machen?“, sagt sie und weint.

Ich habe nichts zum Antworten gewusst.

Später haben wir gevögelt und eine Flasche Wein leer gemacht, bevor wir uns fürs Dorf fertig machten.

So war das. Schlecht war’s nicht.

 

*“2017“ beginnt in der Kalenderwoche 38 des Jahres 2017 und endet am 31. Dezember. Thema: 105 Tage Deutschland. Unterwegs in der „Heimat“.