ABSCHMIEREN

TANZ DER VIREN

26. Mai

Der Schriftsteller, 63, liest seine Mail:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Antrag auf Soforthilfe nicht bewilligt werden konnte.

Die Gründe für die Ablehnung entnehmen Sie bitte dem Bescheid, den wir als Anhang dieser Nachricht beigefügt haben. 

Wir wünschen Ihnen alles Gute  – bleiben Sie gesund! 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Corona-Soforthilfe-Team

Der Schriftsteller öffnet den Anhang.

Aufgrund Ihrer Angaben ist nicht ersichtlich, welchen konkreten Liquiditätsengpass Sie geltend machen. Liquiditätsengpass im Sinne der Richtlinien „Soforthilfe Corona“ bedeutet mehr als nur der Wegfall von Einnahmen oder das Ausbleiben eines Gewinns. Stattdessen müssen die gegebenenfalls verbleibenden Einnahmen mit den fortlaufenden Ausgaben Ihres erwerbsmäßigen Sach- und Finanzaufwands (z.B. gewerbliche Mieten, Pachten, Leasingraten, Finanzierungskosten für unternehmerisch genutzte Pkw, Maschinen, sonstige Geschäftsausstattung, steuerlich anerkanntes Arbeitszimmer) verrechnet sein. Entgangene Gewinne bzw. Privatentnahmen zur Bestreitung des persönlichen Lebensunterhalts (z.B. private Miete, Kredit Hausbau, Kranken/Pflegeversicherung, Kfz-Versicherung, Altersvorsorge, Lebensmittel etc.), aber auch der gesamte betriebliche Personalaufwand (Gehälter, Kranken- und Sozialversicherungsbeiträge etc.) sind kein erwerbsmäßiger Sach- und Finanzaufwand im Sinne der Corona-Soforthilfen und können nicht für den Soforthilfebedarf berücksichtigt werden. Da demnach Ihre Leistungsberechtigung bzw. die konkrete Höhe des Liquiditätsengpasses nicht nachvollziehbar ist, konnte ein Hilfebetrag von uns nicht ermittelt und daher der Antrag nicht bewilligt werden.

Falls Sie einen neuen Antrag stellen wollen, bedenken Sie bitte, dass Ihre existenzgefährdende Wirtschaftslage (= Liquiditätsengpass) nach den oben genannten Kriterien ermittelt und in Nr. 5 des Formulars so konkret wie möglich dargestellt sein muss…

Dann steht da noch, dass er es noch einmal probieren könnte, aber er habe keine Aussichten. Und weil er eben ein Poet sei, solle er es doch mal bei den Künstlern versuchen. Die würden angeblich eventuell vielleicht eines Tages oder so auch noch ein kleines Sümmchen bekommen…

Blablabla.

Der Schriftsteller, 63, denkt, dass sein Leben 2020 mächtig gegen die Wand läuft. Er klickt alles weg und schaut, wie es beim Spitzen-Geisterspiel zwischen Dortmund und den Bayern steht. Bayern führt 1:0.

Na bitte. Geht doch.