PIPELINE GEBAUT

24. januar 2017, washington, 2 grad trüb/berlin, 0 grad, grau —-    winter 16/17, Folge VII

 

Heute hat Donald ein bisserl Luft. Er wird bis Mitternacht nur viermal Nennenswertes zu twittern haben.

Morgens erklärt er nach dem Zähneputzen, dass er um neun ganz wichtige Herrschaften der Automobilindustrie erwartet. Mit denen wird er entscheiden, wie man die Ami-Schlitten am besten unter die Menschheit bringt. Außerdem müssen die BMW- und Toyota- und Renault-Typen mal richtig in ihre Schranken gewiesen werden. MAGA!

Ein Fotograf (Vorname: Abbas) hat ein schönes Panoramabild von Washington am 20. Januar 2017 gemacht und dem Präsidenten geschenkt. Der ist entzückt. Das Capitol sieht er, viele Flaggen der Nation, die Menschen als verzückte Masse. Drüber ein graubrauner Himmel, durch den sich doch bald die Sonne des frischen Präsidenten brechen wird. Wie gemalt ist das Bild. Oder war es Fotoshop? Oder hat es wirklich so ausgesehen? Egal –  falls es nicht so ausgesehen hat, dann ist dieses Foto eben eine „alternative Wahrheit“.

Twitter Nummer drei: Das Treffen mit den Auto-Heinis war „great“. Sogar ‘ne Blonde hat am Tisch gesessen. Naja, nicht superblond, aber so semmelblond. Und eine Granate war’s auch nicht. Zu wenig Titte. Und neben Donald sitzt einer, der hat doch echt kein Sakko an. Dafür ist der Binder des Präsidenten blitzblau – passt gut zu Blond.

Letzter Twitter des Tages: Herr Trump unterzeichnet Verträge für extralange Pipelines. Andächtig sehen ihm die Frauen und Männer im Oval Office zu, wie er konzentriert die Signatur setzt. Übrigens: Der Schreibtisch im Oval Office ist unschuldig rein. Es gibt ja Fotos aus seiner früheren Zeit als Magnat – da stapelten sich die Akten, Memorabilia und Bücher (echt, Bücher! Dabei ist er doch ein bekennender Nicht-Leser). Jetzt, als Präsident, hält er Ordnung. „Simplify your life“ ist die Devise. Also, der Schreibtisch ist sauber. Nur zwei Telefone sind zu sehen.

Und übrigens: „Together we will #MAGA”. Was? Sie wissen nicht, was das heißt. Ganz einfach: Make America great again. Das ist die Sprache von Herrenmenschen.

 

In der Umkleide vom McFit in der Berliner Straße sagt ein Dicker, er werde heute Bauch trainieren. „Auf geht’s“ sagt er – es ist die Zeit, zu der auf der anderen Seite des Großen Teichs Donald seinen ersten Twitter schreibt.

„Auf geht’s“, sagt der Dicke. „Ach, weißte was? Ich kann den Trump gut leiden.“