PETZEN

TANZ DER VIREN

16. Mai

Es ist wieder Bundesliga. Augsburg muss ohne seinen Trainer Heiko Herrlich auskommen. Der hat im Trainingslager Scheiß‘ gebaut. Ist im Jogginganzug aus dem Quarantäne-Hotel rüber zum Supermarkt, hat eine Körpercreme und ein Shampoo gekauft. Trotz seiner Gesichtsmaske hat ihn die Kassiererin erkannt und angezeigt. Denn das darf ein Bundesligatrainer derzeit nicht: sich unters Volk mischen. Herrlich hat heftig Ärger mit seinem Verein bekommen und sich selbst für ein Spiel gesperrt.

Die Denunziantin ist straffrei ausgegangen. Anschwärzen kommt langsam wieder in Mode. Hurrah!

Achso, Bundesliga. Um halb vier ist es soweit. Der Radioreporter Andi Siems hat Zuversicht in der Stimme. Keine besonderen Vorkommnisse, berichtet er. Die Fans sind zuhause geblieben, vor dem Stadion habe lediglich ein Radsportler gerastet. Die Journalisten hätten ein Gesundheitsattest vorgelegt, Fieber sei gemessen worden, man sitze in erstaunlich großer Zahl – jeder für sich – auf der Tribüne. Kein Hintergrund stört, als er mit seiner Arbeit beginnt. Zu hören sind die Kommandos von der Trainerbank und die Schreierei auf dem Feld. Es klingt wie ein unbedeutendes Hallen-Turnier. Siems sagt: „Jetzt spielen sie Fußball. Was man auch befürchtet haben mag. So schlimm ist es gar nicht. Die Augsburger vor allem sind gierig. Sie wollen es wissen.“

Alsdenn.

Augsburg verliert mit 1:2 gegen Wolfsburg. Das erste Spiel unterm neuen Trainer Herrlich: ein Reinfall.

Kann nur besser werden, all das.