MIA SAN MIA

unterföhring, 27. februar 2015

Der Kirchturm von Unterföhring ragt hoch über die Isarauen. Stolz, kühn, ein wenig phallisch, die Zwiebel und das Kreuz ganz nah am weißblauen Himmel. Der Kirchturm von Sankt Valentin “wacht” über ein gesundes Gemeinwesen im Norden der Landeshauptstadt München. Unterföhring macht was her – es ist so recht der Ort, an dem die Bayern-Menschen sich stolz das Dirndl zurecht rücken, auf die Lederhose patschen und selbstbewusst erklären: Schaut’s nur her, liabe Leit, so san mia!

Sie sind stolz auf ihre Kirche, die Unterföhringer. 1712 haben die Handwerker den heutigen Kirchturm hoch gezogen, ein altes Kirchenschiff wurde abgerissen und ein Neubau durch Hofbaumeister Dominikus Glasl aus Freising erstellt. Am 12. September 1718 weihte Bischof Johann Franz von Eckher, dessen Wappen sich in der Kirche findet, das Gotteshaus ein. Auf der Bayerischen Denkmalliste findet seit Oktober 1973 die Kirche respektvolle Erwähnung. Sie sei ein “barocker Saalbau mit wenig eingezogener Apsis, Westturm mit Zwiebelhaube und angefügter Sakristei, mit Ausstattung”. Sehens- und erhaltenswert sei auch die “Friedhofsmauer des alten Friedhofteils, Ende 19. Jahrhunderts”.

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Weißblau sollt’ der Himmel sein.

 

All das ist dem einsamen Mann am Stammtisch der “Post” ziemlich wurscht. War ihm schon egal, als er vor gutding 50 Jahren im Ort die Hauptschule mit mäßiger Begeisterung besucht hat. Hat ihn nicht bekümmert, solange er eine Arbeit und eine Familie hatte. Irgendwann hat ihn der Meister entlassen, weil er sich nicht auf die neuen Autos mit der Scheiß-Elektronik umstellen wollte. Er hat nichts mit den Tagen anzufangen gewusst und mit der Sauferei begonnen, die Frau ist ihm weg gelaufen, jetzt ist er auf Hartz IV.

Für das Bier in der “Post” – jeden Tag drei Halbe, den Rest und den Schnaps besorgt er sich billig beim “Penny” – langt es noch. Und so hockt er tagein, tagaus von elf bis drei Uhr nachmittags am Stammtisch. Dann trottet er in die Wohnung, die ihm geblieben ist, und trinkt vor dem Fernseher weiter.

“Seppi” nennen sie ihn, dabei ist er ein Trumm Mannsbild. Der Seppi ist gutmütig, nur auf die Autobauer hat er einen Hass. Er mag das Starkbier und das helle, Weizen säuft er nur in der Not. Wenn die Bayern die Hamburger mit 8:0 putzen, dann freut ihn das natürlich narrisch, aber er kann sogar ein wenig Mitleid mit den Verlierern aufbringen. Ernst wird er, wenn es um die Bayernliga-Auftritte des FC Unterföhring geht. Beim letzten Spiel in Rosenheim sind die Burschen in der 36. Minute in Führung gegangen. Das Tor hat der Efkan Bekiroglu gemacht, das hätte eigentlich reichen müssen. Aber dann haben sie sich in der zweiten Halbzeit noch eins eingefangen und Unentschieden gespielt, die Deppen. Das war nicht nötig!

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Braun grüßet die Vergangenheit.

 

Was? Ausländer? Freilich ist der Efkan ein Ausländer. Aber einer, der Tore schießt. So einen kann man immer brauchen. Bei den Anderen muss man da schon ein bisserl Acht geben in Unterföhring. Man ist ja tolerant, aber schön wäre es schon, wenn man ein bisschen unter sich bleiben dürfte. Kürzlich hat beim “Penny” eine Türkin an der Kasse gesessen, das geht dann doch zu weit.

Nun, manchmal sitzt ja der Gemeinderat nach einer Sitzung auch in der “Post”. Und wenn dann keiner mehr den Schriftführer macht, sind sich da die meisten einig, dass Unterföhring mehr als genug für die Migration getan hat. Der Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer hat sich dazu auch offiziell geäußert:

“Die Gemeinde geht davon aus, dass Unterföhring durch die einstimmig beschlossene Aufnahme von maximal 100 Asylbewerbern seine Pflicht im Landkreis München erfüllt hat. Der Gemeinderat hat sowohl einige Forderungen an den privaten Investor als auch an das Landratsamt München gestellt, die erfüllt werden müssen. Es müssen auf alle Fälle im Vorfeld noch diverse Gespräche mit den zuständigen Ämtern, Institutionen, den Unterföhringer Sozialdiensten und –vereinen, aber auch mit den Anwohnern geführt werden. Darüber hinaus ist die Regierung entsprechend gefordert.”

Sie haben doch Probleme genug in Unterföhring. Das Trinkwasser wollen sie so sauber halten, wie es derzeit ist. Ein paar Spielstraßen mehr müssen her. Drunten an der Isar hat der Sturm “Felix” einen ziemlichen Verhau angerichtet, da muss noch eine deutsche Ordnung in die Natur gebracht werden. Man will es aufgeräumt haben.
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Rosa könnt’ das Morgen locken.

Darauf versteht man sich. Am 8. Juli letzten Jahres wurde gegen 10.00 Uhr bei Bauarbeiten nordwestlich der Kreuzung Mittelfeldallee und Betastraße ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Bombe lag in eineinhalb Metern Tiefe und hatte einen mechanischen Aufschlagzünder. Es handelte sich um einen amerikanischen Sprengkörper mit 125 kg Sprengstoff. Gegen 18.30 Uhr hatte der zuständige Sprengmeister mit der Entschärfung begonnen und diese wenig später erfolgreich abgeschlossen.
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Und schwarz ist immer guter Ton.

Dann war wieder Ruhe in Unterföhring. Man hat friedlich geschlafen, und der Seppi hatte am nächsten Tag in der “Post” etwas zum Ratschen.
Ansonsten ging wieder alles seinen guten bayerischen Gang. Man durfte sich zurücklehnen und sagen: Mia san mia – und des is guad so.
Die Sache mit den Migranten bekommt man schon auch noch in den Griff.
Morgen: Für ein besseres Bayern