KREUZWEG

14. april 2017       ——        DER NEUE, Tag 85

Washington

 

Das Amt ist hart. Spezialisten mit „Bunte“-Knowhow können erkennen, dass Donald Trump an seinem neuen Arbeitsplatz in 80 Tagen ordentlich zugelegt hat. Schwammig ist er geworden, wiegt mit Sicherheit sechs, sieben Kilo mehr als Ende Januar. Blass ist er obendrein – obwohl er beim Golfen immer wieder an die frische Luft kommt.

Schlaflos in Washington soll er sein. Im Bademantel durchs Weiße Haus stromern und über die Rettung des Globus nachsinnen. Er ist ein furchtloser Kämpfer in einer Welt der Bösewichter und Verschwörungen.

Aber Donald Trump wird als strahlender Held aus allen Irrungen und Wirrungen hervor gehen. Glücklich mag sich der schätzen, den der Präsident der USA zum Freund erkoren hat.

Deswegen seufzen sie in der NATO auch erleichtert auf. Es gab mal Zeiten, da wurden sie von Dons Bannstrahl getroffen. Nun gewährt er Pardon:

„Die NATO ist wunderbar. Sie hat den Kommunismus besiegt. Die NATO und die USA sind Freunde. Gemeinsam ist uns der Kampf um die Freiheit, gemeinsam ist uns der Kampf um die Würde des Menschen.

Wir gehen Schulter an Schulter, Arm in Arm in die Zukunft. Große Aufgaben warten auf uns. Die Freiheit hat Feinde, die Welt ist ein Chaos. Wir werden gemeinsam alle Probleme lösen – auch die der Migration oder des Terrors.

Nehmen wir die Katastrophe in Syrien. Ich bin zufrieden, dass die NATO unsere Kampfhandlungen gut heißt. Gemeinsam werden wir den Mörder Assad ausschalten. Kinder wurden barbarisch getötet – ich werde das nicht hinnehmen, und die Partner der NATO sind bei mir.

Wer mit mir ist, ist auf der richtigen Seite.“

Das ist eine der letzten Ansprachen des Politikers Trump vor den Ostertagen. Danach zieht es den Presbyterianer in einer Art öffentlicher Klausur. Von nun an redet er erstmal über das Fromm-Sein und über sich.

„Ich bekomme ständig Bibeln geschickt, von vielen Leuten. Ich würde mich scheuen, diese Bücher nicht anständig zu behandeln. Also bewahre ich sie alle auf. Manchmal gebe ich sie weiter an andere Menschen. Aber ich bekomme wirklich sehr viele Exemplare geschickt, und ich mag das. Ich finde, das ist großartig.“

Als Donald Trump im Januar auf seinen Job eingeschworen wurde, hat den Eid unter Zuhilfenahme von Abraham Lincolns Bibel abgelegt. Das war ja schön und gut – doch zur Sicherheit brachte Don auch noch eine Bibel aus besagter Privatsammlung mit („Die hat mir meine Mom1955 geschenkt. Da war ich neun und wusste, dass ich ein gottgefälliges Leben vor mir hatte.“).

Der Präsident redet gern über seine demütige Religiosität. „Meine Mutter war sehr gläubig, das habe ich von ihr. Ich bete viel, ja, das tue ich. Aber ich muss Euch nicht erzählen, wie ich bete. Das ist meine private Angelegenheit.

„Wir werden das Christentum schützen“, erklärt der Präsident. „Wenn ich mich umschaue, was in der Welt passiert, dann weiß ich, dass es ein blutiger Kampf wird. Sehe ich nach Syrien – wenn Sie da Christ sind, hacken die Ihnen den Kopf ab. Da muss ich dann schon mal das Alte Testament aufschlagen, wenn ich Rat suche.“

Aber was Anderes: Ich sage Euch, wer mein Lieblings-Heiliger ist. Das ist Johannes Paul II. Er hatte etwas Besonderes an sich. Er besaß Härte, aber auch eine unglaubliche menschliche Wärme. Und bei den Frauen mag ich Mutter Theresa gerne. Eine famose Heilige, das kann ich Euch sagen. Großartige Frau, wirklich.“

A propos Amtseinführung:

Der katholische Kardinal Timothy Dolan hat sich damals, am 20. Januar entschlossen, Trump während der Zeremonie das neunte Kapitel aus dem biblischen Buch der Weisheit vorzutragen.

Dort bittet der große König Salomo den Herrn um Beistand für die kommenden Regierungsaufgaben. „Gib mir die Weisheit“, heißt es dort, denn „sie weiß alles und versteht’s. Und sie wird mich mit Besonnenheit leiten bei meinen Werken.”

Schön Gell?