DINNER FOR THREE

ENDSPIEL 20

Soll sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Alois Hohenleitner hat die einsame Frau Weißgerber auf der Bank am Seehaus gefragt, ob ihr etwas fehle, ob er vielleicht helfen könne.

Aufgeschreckt hat sie ihn angestarrt. Ein Penner! Redete sie an! Das durfte nicht sein!

Frau Weißgerber wedelte mit der Rechten, als wollte sie ein Insekt verscheuchen.

Ekel. Panik. Wut.

Dann eben nicht. Hohenleitner ging weiter, durch den Tunnel unterm großen Verkehr, zu den Freunden, die es sich schon gemütlich gemacht hatten. Ächzend stellt er die Tasche ab.

„Und?“ fragt Sabine. „was hast dabei?“

„Ganz was Feines.“

Zeit für die Bescherung. Edelvernatsch, drei Flaschen. Wodka – und kein ganz billiger. Zwei übrige Flaschl Bier.

Die Beschenkten kriegen den Mund nicht mehr zu.

„Aber“, sagt Sabine, „das kriegt man nicht bei der Tafel.“

Nein. Alois erzählt, wie der Tag gelaufen ist. Dass er es nicht bis zur Tafel geschafft hat, das Zeug sei vom Rewe, er selbst habe an der Isar gesessen und ein Buch geschrieben.

„Was hast Du?“

Jetzt, erklärt Alois, sei der Moment, in dem sich das anbietet. Er werde ein Buch schreiben. Über alles. Über sich und die Frauen. Über seine Freunde und die Stadt, in der man nicht mehr auf die Beine kommt, wenn man mal auf den Arsch gefallen ist. Über die Träume und das Leben. Über die Bürger und die Angst, die jetzt alles gleich macht.

„Ein Buch schreiben! Hast nix Besseres zum Tun? Naja, wurscht.“ Ernst wendet sich den wichtigen Dingen des Alltags. Woher denn die wunderbaren edlen Getränke kämen?

Da seien sozusagen die letzten nennenswerten Barschaften drauf gegangen. Jetzt habe Alois für den Rest des Monats nicht mehr viel. Von morgen an werde er den Wein aus dem Tetrapak saufen, auch nicht schlimm. Heute müsse man feiern, heute habe er mit der Arbeit am Buch begonnen.

Gut, sagt Sabine, gut, dass sie beim Containern heute Glück gehabt habe. Da könne sie das Ihre zur standesgemäßen Feier beisteuern.

Ernst zündet den Gaskocher an. Die Flamme faucht, es dämmert nun stark. Woher sie die zaubert, weiß keiner genau – aber Sabine stellt drei Kerzen (Vanilleduft, Stumpen) in die Mitte. Da es windstill ist, brennen sie friedlich und machen ein warmes Licht. Mit dem richtigen Pegel wird einem ganz lieblich, wenn man in Sabines Gesicht sieht. Besonders wenn sie lächelt, ist es wie im Kino.

Und an diesem Abend lächelt sie viel.

Sie hat Hühnchen und Würstl organisiert. Dazu Weißbrot und Nutella.

Köstlich.

Er solle doch mal vorlesen, was er heute geschrieben habe.

Alois Hohenleitner setzt die Brille auf und trägt vor. Sabine und Ernst trinken behaglich und finden alles ganz klasse.

„Da machst weiter“, sagt der Ernst, als Alois zu Ende ist. „Da hörst nicht auf. Des is a Kunst.“