WARUM?

münchen, 1. märz 2016

Schneller Blick über die Seite mit den Todesanzeigen in der „Süddeutschen“.

Umblättern.

Halt! Da war doch was.

,Die mich kennen, mögen mich. Die mich nicht mögen, können mich.‘

Nach einem durchgeknallten Leben nehmen wir Abschied von einer liebevollen Mama, einer starken Frau, einem bunten Paradiesvogel.

Margit Geissler-Rothemund

Genannt „Maggie“, Schauspielerin

1958 – 2016

In love, tears & Rock ‘n‘ Roll“

Mann! Musste das sein? Die Geissler? Der hätte man echt noch ein paar Jahre gegönnt.

Erinnerungen an den Besuch in ihrem Puff. Ein Elektriker lärmte im Nebenraum – der Whirlpool war im Arsch. „Auch wurscht“, brummte die Geissler, schlank und verführerisch, in Leoparden-Leggins, mit ihrem Zigaretten-Bass.

Sie spielte damit, dass sie eine Venusfalle war.

Aber, auch wurscht.

“Mach‘ ma a Buach?“, fragte sie. Ob man ein Buch schreiben wolle?

Gerne. Worüber?

Über die Filmerei, die nichts mehr wert sei.

Über den Spaß mit dem Hehn Sascha, als man nackert vor der Kamera herum sprang – und raus gekommen ist „Nackt und heiß auf Mykonos“.

Über ihre Ehe – sie küssten und sie schlugen sich – mit dem Sigi Rothemund, der einen Lederhosen-Film nach dem anderen drehte.

Den Vorentscheid für den Eurovisions-Wettbewerb hat sie moderiert, eine Ex-Nutte im „Marienhof“ gespielt.

Dann wollte das Showbiz nichts mehr von der Maggie.

Sie ist ein Dutzend Mal auf die Nase gefallen und wieder aufgestanden. Sie hat sich einen feuchten Kehricht ums Leben danach geschert – und eine Krankenversicherung hat sie schon gar nicht gehabt.

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Das Leben ist schön – Margit Geissler mit Tochter Dany am Kleinhesseloher See. FOTO: BARBARA VOLKMER

Dafür einen Puff. Das „Berdux 5“ in einem Pasinger Gewerbegebiet.

Da machte nun der Handwerker am Whirlpool Lärm, und die Mäderl tranken sich den trostlosen Nachmittag mit einem Glasl Schaumwein schön.

„Machen wir ein Buch, haben wir einen Traum“, sagte die Margit und war in diesem Moment richtig schön und weich. Nur ihre Stimme klang nach Kerl.

Was für einen Traum, Maggie?

„Weißt, was ich noch haben werde? Eine Strandbar in der Südsee. Da sitze ich dann, und es gibt eine Runde nach der anderen. Einen Sonnenuntergang hat es – schöner als mit Sascha Hehn. Das wird ein tolles Leben, ich spüre es jetzt schon.“

Sie hat es nicht mehr ganz geschafft bis in die Südsee. Im Krankenhaus Barmherzige Brüder in München war Endstation.

Gerecht ist das echt nicht.