MURKS-MAFIA
berlin, 16.. januar 2015
Ein Loch in der Küchenzeile. Die Spülmaschine ist futsch. Die Besitzer verstehen die Welt nicht mehr. Gerade noch haben sie 1100 Euro für ein High-Tech-Gerät bezahlt – jetzt mussten sie es schon in Reparatur geben. Das kostet. Und nagt am Vertrauen in den Handel. Dritter Aufzug eines Lehrstücks aus der deutschen Wirtschaft.
Küche
HERR V. hat einen Stapel Ausdrucke aus dem Internet auf dem Tisch ausgelegt und greift sich wahllos Seiten heraus: Das ist echt eine Schweinerei.
FRAU V. spült Geschirr mit der Hand: Schatz, Du machst Dich ganz verrückt. Es nützt doch jetzt nichts mehr. Morgen haben wir die Maschine wieder.
HERR V.: Ja, klar, und dann ist alles wieder paletti – oder? Wir drücken 190 Euro ab, und das war es dann. Wir haben die Kohle ja.
FRAU V.: Sicher, das ist alles sehr ärgerlich. Aber wir können es doch nicht ändern.
HERR V.: Blödsinn. Ich hab‘ da was im Internet gefunden. Da macht einer Rabbatz. „Murks, nein danke“ heißt die Seite – und Du glaubst nicht, was der für Post bekommt. Da habe ich ein Déjà Vu nach dem anderen.
FRAU V.: Steiger‘ Dich doch nicht so rein!
HERR V.: Nicht? Dann hör doch mal zu. Ein Jürgen Kuhn schreibt: „Die Maschine spülte nicht mehr sauber im letzten Drittel des Programms, Fehlermeldung F1, darauf habe ich in einem Internetforum gelesen, F1 ist die Heizung, war es nicht, die heizte auf vollen Touren, danach war der Waschstahl der Rotationsarme nur noch ein Häufchen Elend. Ich schließe daraus, dass das elektrische Programm den Geist aufgegeben hat – und das nach zweieinhalb Jahren. War nicht billig, das Teil. Die Maschine ging dann auf den Schrott.“ Schatz, kommt Dir das bekannt vor?
FRAU V.: Okay, ich verstehe, was Du meinst. Aber…
HERR V. wird aufgeregt: Oder das hier. Kommt von einem Ronald: „Austausch der Dosiereinheit nach nur drei Monaten. Besteckkorb gebrochen, ebenfalls nach drei Monaten. Ich habe ein Jahr lang versucht, die Dosiermengen einzuregeln, aber da die Dosiermenge von Salz und Klarspüler vom Füllstand der Vorratsbehälter abhängig ist (kein Witz!), liefert die Maschine ständig ein anderes Spülergebnis!
Jetzt nach zwei Jahren und neun Monaten ist die Maschine durchgeschmort und die Sicherung ist rausgeflogen. Den Hersteller angerufen und mich beschwert, was mit Verweis auf die abgelaufene Garantie nichts half.“
Da siehstes doch – die bescheißen uns, und wir müssen zugucken.

FRAU V.: Du immer mit Deinen Verschwörungstheorien.
HERR V.: Überhaupt nicht. Hör‘ mal, eine Gundula schreibt: „Ich habe Sahne geschlagen, und währendessen lief der Mixer immer langsamer. Er hörte dann für einen kurzen Moment ganz zu laufen auf, ging dann wieder an, wieder aus. Mein Mann ist gelernter Elektriker, kann den Fehler auch nicht finden. Ich finde es eine Riesensauerei, dass Geräte fast genau nach Ablauf der Garantie kaputt gehen.“
Oder hier, die Karin: „Ich habe zwei Handrührgeräte vom selben Hersteller. Das eine ist Baujahr 2010 und liegt ausrangiert im Keller. Die Weichplastik-Zahnräder sind nach zwei Jahren rund geschliffen und treiben die Knethaken nicht mehr an. Das andere ist das Gerät aus meiner Studienzeit. Baujahr 1977. Liegt im Küchenschrank und wird mehrmals wöchentlich benützt. Man muss die Schalter gegen einen kleinen Widerstand umlegen. Dann läuft das Gerät an und hat einen charakteristischen tiefen Elektromotor-Sound. Nach dem Abschalten kommt die Mechanik erst allmählich zum Stillstand. Aber dieser Handrührer läuft und läuft und hat schon mehrere Einsätze in Schulküchen überstanden.“
Das ist doch keine Verschwörungstheorie, das musste doch selber sehen.
FRAU V.: Jaja, Schatz. Du wirst schon Recht haben. Hauptsache, die bringen uns die Spülmaschine bald wieder zurück. Und jetzt wäre es charmant, wenn Du mir beim Abtrocknen helfen könntest. Hier, das Geschirrtuch.
