PASCIN
scheisszeitenwende 108
Maler waren sie beide.
Andreas Walser und Jules Pascin.
Immer wieder liefen sie sich im Paris der 1920er Jahre in Paris über den Weg. Montparnasse war ein Dorf.
Sie konnten nicht viel miteinander anfangen.
Walser, der Schweizer, war scheu und ängstlich.
Pascin liebte das laute hemmungslose Fest.
Und doch steckten die Beiden im selben Karussell fest:
Arbeit und Überleben – wie sollte das gehen?
Nach dem Kampf an der Leinwand krochen die Dämonen ins Atelier. Es gab nur die Flucht. Hinaus auf die Boulevards von Montparnasse, hinein ins schonungslose Treiben, rüber ins Vergessen. Frauen. Männer. Schnaps. Heroin. Immer mehr, immer wilder, immer gefährlicher. Der Rausch. Die Räusche. Das langsame Sterben bei lebendigem Leib. Ausnüchtern. Zurück an die Leinwand.
Pascin erzählte den Freunden einmal – es ging ums Sich-Treiben-Lassen und ums Getrieben:
„Diner mit den Salmons. Treffen mit Friesz. Wir gingen ins La Coupole. Kisling, der mich gesucht hatte, fand mich, Man Ray war da, Kiki, Desnos. Es war nett und fröhlich. Dann sagte ich, als jemand von Derain sprach: Den hätte vor meiner Reise nach New York gern noch einmal wiedergesehen. Zwei Minuten später kommt Derain herein, vollständig betrunken! Dem ist der Wein beim Saufen wieder aus dem Gesicht gelaufen. Was haben wir gelacht.“
Es ist das Lachen im Inferno gewesen.
