MORDECHAL
scheisszeitenwende 110
Jules Pascin.
Ein Großer seiner Zeit. Der „Prinz von Montparnasse“.
Geboren 1885 im bulgarischen Vidin. Mit der Familie nach Bukarest umgezogen. Mit elf ins Internat in Wien. Der Junge ist begabt, sagten die Lehrer. Kunst-Studium. Weiteres Studium in München, er zeichnete für den Simplizissimus, sein Talent sprach sich herum. Als er 1905 nach Paris zog – aus diesem Anlass nannte sich er sich von Mordechal Pincas in Jules Pascin um – erwarteten ihn an der Gare schon die Kollegen und zogen ihn erstmal ins Café du Dôme. Dort und in ungezählten anderen Restaurants, Cafés, Kaschemmen, Kneipen, Boudoirs, Theatern, Bordellen und Salons wurde er in den folgenden Jahren zum Inventar. Der Pascin mit seiner unverschämten Begabung, seinem Dauer-Rausch, seinen wechselnden Bräuten und dem Bowler auf dem nachlässig frisierten dunkeln Scheitel war der Inbegriff eines Pariser Bohemiens. Eines genialen Menschen auch, der seine Begabung ohne Rücksicht auf sich selbst ausreizte.
Während des Ersten Weltkriegs nahm er in den USA eine bemerkenswerte Auszeit von Europa, danach kam er wieder.
Er war erfolgreich. Beliebt war Jules Pascin auch. Man wollte sein Freund sein. Wo er war, tanzte der Montparnasse. Auszug aus seiner Freundesliste: Grossman, Grosz, Wiliam Howard, Levy, Emil Orlic, Modigliani, Walt Kuhn, Kandinsky, Klee, Feininger…
Er war der Meister der Frauenakte.
Er war der Fürst der Trunkenbolde.
