HAB MICH LIEB!

berlin, 20. april 2015

Wie der Kerl das macht, ist sein Geheimnis: “sputnik” wickelt sie alle ein, die Menschen. Wildfremde  Männer bekommen ein weiches Kinn, wenn sie ihn sehen. Frauen juchzen und gehen vor dem Hund in die Knie. Kinder wollen nur noch spielen. “sputnik” lässt sie freundlichst gewähren. Er schubbert  an Schienbeinen, lässt sich den Nacken kraulen, ist keinem Spiel abgeneigt. Und die Menschen sagen: “Ist der aber lieb!”

Leute, macht mal halblang! Das ist alles Chemie. Ein bisschen coole Körpersprache. Ein bisschen genetischer Code. Aber vor allem vor allem ist “sputnik” der King der Hormone, wenn er die Menschen so einullt.

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Schau mir in die Augen, Großer. FOTOS: BARBARA VOLKMER

 

Der Reihe nach:

Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass freundliche Hunde ein angenehmeres Leben führen als ihre kratzbürstigen Artgenossen. Das war schon so, als der Hund noch flächendeckend ein Wolf war. Da mussten sich die Tiere jeden Tag ums Überleben kümmern. Das Fressen wuchs ja – sozusagen – “nicht auf den Bäumen.

Also pirschten die Wölfe hinter den Zweibeinern her. Die hatten das Jagen so kultiviert, dass es meist was zum Nagen gab. Die Reste kamen auf den steinzeitlichen Müll. Und wenn man da als findiger Wolf – sozusagen – den “Schafspelz” überwarf und sich in Demut dem Abfallhaufen näherte, dann ließ einen der Jäger und Sammler auch gewähren. Wer in feindlicher Absicht an die Knochen wollte, wurde verjagt.

Folglich lernte der Wolf von Generation zu Generation: Die beste Politik gegenüber dem absonderlichen Menschen ist die der freundlichen Annäherung. Sanftmut führt zu Sattheit und zu vielen Nachkommen.

Ist doch geil, oder?

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Bester Freund des Menschen? Ich! Ich! Ich!

 

Und wie kommt einer besonders gut rüber, wenn er freundlich sein will?

Genau: Er lächelt.

Hunde sind wesensgewordene Smileys. Da kennen sie sich aus. Wiener Wissenschaftler haben die Probe aufs Experiment gemacht. Und nachgewiesen: “Hunde erkennen es ganz allgemein, wenn Menschen lächeln, selbst wenn ihnen diese unbekannt sind.” So fasst das “Current Biology” zusammen.

Die Biologen Corsin Müller und Ludwig Huber haben beobachtet, dass die Tiere nur auf ein deutliches Signal wie etwa die beim menschlichen Lächeln häufig freigelegten Zähne reagiert haben.

Treue Augen, schief gelegter Kopf: Wenn ein Hund so schaut, schmelzen Herrchen und Frauchen dahin. Jetzt haben es die Wissenschaftler schwarz auf weiß festgehalten: Hunde lächeln zurück, wenn der Mensch sie nett ansieht.

Und damit wären wir jetzt bei der Chemie:

Wenn da nämlich so rum gelächelt wird, schlägt das Oxytocin – sozusagen – “Purzelbäume der Freude”. O. ist ein Hormon, das Henry Dale 1906 entdeckt hat – und das die Geburt beschleunigt und erleichtert. O. kommt aus dem Hypothalamus, ist ein Neuropeptid aus der Gruppe der Proteohormone – und tut Mensch und Tier gut.

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Und immer schön cool bleiben.

 

Das Fachblatt “Science” beschreibt dieser Tage den Vorgang zwischen “sputnik” und uns folgendermaßen: “Wenn sich Mensch und Hund in die Augen schauen, verändert sich die Hirnchemie beider Spezies. Sowohl im Blut des Menschen als auch in dem des Tiers steigt die Konzentration des Hormons Oxytocin. Dieser chemische Botenstoff vermittelt das Gefühl von Vertrauen und Zugehörigkeit, er wirkt beruhigend und angstlösend. Den gleichen Anstieg im Oxytocinspiegel kann man beobachten, wenn sich Mütter und ihre Babys in die Augen schauen oder bei Liebespaaren.”

Die Forscher – in diesem Fall waren’s Japaner – sprühten Hunden Oxytocin in die Nase. Zumindest die weiblichen Tiere suchten danach vermehrt Blickkontakt mit ihren Besitzern, deren eigener Oxytocinspiegel durch die Hundeblicke anstieg.

Zumindest die weiblichen Tiere?

So ein Quatsch. “sputnik” und das O.: Das sind – sozusagen – “ziemlich beste Freunde”. Wenn er den Kopf schräg legt, dann steppt das Neuropeptid. Da kann niemand widerstehen.

Übrigens: So direkt vom Wolf hat “sputnik” das nicht. Denn mit Oxytocin haben die Wölfe nichts am Laufen, erklären die japanischen Wissenschaftler.

Was denkt – sozusagen – der coole Wolf, wenn es ums O. geht:

Ich bin doch nicht schwul!