DIE UHR TICKT
scheisszeitenwende 114
Am Nachmittag bleiben Klara und Hans im Hotel. Später machen sie einen Spaziergang durch die Altstadt und stellen sich vor, sie würden ganz von vorn in eine Dachwohnung mit Erkerfenstern anfangen. Sie essen eine Kleinigkeit in einer Brasserie am verdämmernden See.
„Und was jetzt?“, fragt Klara.
Hans weiß es auch nicht. Ihm ist zum Heulen.
Sie gehen langsam zum Hotel zurück.
Ein Gruppe junger Männer, die an diesem Abend wohl noch Großes vorhaben. Vielleicht ein Junggesellen-Abschied.
Ein Liebespaar, das kichernd vor einem Unterwäsche-Geschäft steht.
Aus den Restaurants leuchtet es orangefarben, drin stecken Menschen die Köpfe zusammen und trinken Prosit.
Ein altes Paar hält sich an den Händen und lässt nicht los.
Beim „Zumstein“, in der Papeterie, dreht die Verkäuferin den Schlüssel. Es ist sieben Uhr abends. „Ich wollte mir eigentlich noch Zeichensachen kaufen“, sagt er.
„Kannst Du morgen auch .“
„Morgen? Das glaube ich nicht.“
„Warum?“
„Morgen bist Du nur noch morgen da.“
„Ja. Stimmt.“
„Das ist schlimm.“
„Ja.“
„Willst Du drüber reden?“
„Nein.“
Schweigend gehen sie weiter. Im Hotel verstecken sie sich vor draußen.
Vielleicht hoffen sie, dass die Uhr am Stadtturm einfach stehen bleibt.
Aber in der Schweiz sind die Uhren gnadenlos.
