DER RAUSCH

scheisszeitenwende 98

 

„Wartet!“

Der alte Mann verschwindet durch eine unscheinbare Tür – wahrscheinlich ist auf der anderen Seite der Lagerraum. Hans und Clara hören den Mann schieben und räumen, ächzen und vor sich hin reden.

„Das muss doch hier sein. Gopferdeckel! Was soll i mit däm Scheiss-Picasso? – Verdammi! I sött würkli mal es bitzeli Ordning i dä Puff bringe. – Da find jo kei Sau meh öppis! – Huere Siech! Wo han i d Bilder vom Walser? Viellicht sött i e chli weniger suufe…? Ah, do sind si jo! Also: wiitersuuufe!“

„Er ist ja ein wahres Abenteuer“, sagt Clara.

„Ja, das ist er.“

„Was glaubst du, was bringt er jetzt?“

„Wie? Was ich bringe? Fragt mich doch gleich selbst.“

Yves steht in der Tür und hat die Arme voll. Er schlurft zum großen Tisch, breitet alles, was er gefunden hat, aus.

„Da!“

Manuskripte. Lose Papiere. Zeitungsausrisse. Bücher. Ungerahmte Bilder und Zeichnungen. Alte Tonbänder.

„Was? Da?“, fragt Hans.

„Mein neuer Roman.“

„Ich verstehe nicht ganz. Dein neuer Roman? Gibt es denn alte Romane?“

„Eh nicht. Ich habe immer wieder welche probiert. Zu Ende geschrieben habe ich sie nicht, aber den da – der das wird fertig.“

„Wie weit bist denn? Thema? Bis jetzt versteh‘ ich nix.“

Der Anfang sei hart, erklärt Yves. Soviel Stoff. So viele Ideen. „Eins weiß ich. Es wird großartig.“

„Hast schon einen Titel?“

„Arbeitstitel. Arbeitstitel.“

„Und?“

„Aber keinem verraten.“

Klar, man wird das für sich behalten.

„Der Arbeitstitel ist…

Yves macht eine große Pause, an dem Mann ist ein Mime verloren gegangen.

Dann:

Sotto voce:

„Yvresse – der große Rausch.“