CUL SEC!
scheisszeitenwende 99
Ouf!
Der Händler muss erstmal was trinken.
„Vas-y! Cul sec!“
„Ja, Yves. Auf ex!“ Clara und Hans halten mit. Es ist später Vormittag. Zum Teufel damit!
Der alte Mann erklärt:
Yvresse – das ist ein Wortspiel. Das französische Wort für „Trunkenheit“ sei „ivresse“. Irgendwann habe er ja auf den Titel kommen müssen. Prost auf ivresse.
„Prost auf Yves“, kontert Hans. „Und jetzt nochmal: Wie weit bist Du?“
„Soll ich Euch vorlesen?“
Die Besucher setzen sich aufrecht hin. Sie sind bereit.
Yves stellt sich an den Tisch. Während er liest, gestikuliert er ständig. Er windet und schlängelt sich, rudert weich mit den Armen, lässt den Kopf rollen.
Clara lächelt und flüstert:
„Wie früher Joe Cocker.“
PROLOG – LOBLIED DES TRUNKS
„Ich konnte in diesem Café sitzen und über die Rue Mouffetard hinuntersehen, wo die Lebensmittelstände im Wind wankten, und ich trank meinen Kaffee oder Wein oder manchmal einen Calvados, und ich sah den Regen, und ich dachte: Hier bin ich GLÜCKLICH.
Wir tranken Wein, weil es keinen Grund gab, es nicht zu tun. Und wenn man arm war, trank man weniger, aber man trank besser. Ich liebte das Leben und das Trinken und das Schreiben, und alles gehörte zusammen.
Ich war BETRUNKEN VON DER STADT selbst – von ihren Gerüchen, ihrem Licht, ihrem Schmutz, ihrer Schönheit. Paris war wie ein Mädchen, das du nie ganz besitzen kannst.“
Ernest Hemingway
„Der Champagner floss in Strömen, die Nacht war voller Musik, und NIEMAND FRAGTE, WOHIN DAS FÜHREN WÜRDE. Dick trank, um die Stimmen zu übertönen, die ihm sagten, dass etwas zu Ende ging.
Sie lebten in einer Welt, in der der Morgen immer ein Versprechen und der Abend immer eine Entschuldigung war.“
Scott Fitzgerald
„Ich war betrunken von Paris. Von den Frauen, den Gassen, dem Gestank, der MUSIK DER TRUNKENBOLDE. Der Wein machte mich zu einem Gott, die Armut zu einem Tier, und die Nacht zu einem Dichter.
Wir lebten von Wein, Brot und Rausch. Und das genügte.“
Henry Miller
„Ich habe mich oft betrunken von der Nacht. Opium, Alkohol – sie sind nur Werkzeuge. Der WAHRE RAUSCH ist das Bild, das man jagt, wenn die Welt zu eng wird.
Ich habe das Laster geliebt, weil es mich an die Grenze brachte, an jene Schwelle, wo KUNST UND TOD sich begegnen.“
Jean Cocteau
„Wir tranken, weil die Nächte sonst zu lang gewesen wären. Im ‚Jockey‘ oder in der ‚Rotonde‘ vergaßen wir die Stunden, lachten, sangen und taten, als gäbe es keinen Morgen. Und doch: jeder Morgen kam, mit einem schmerzenden Kopf und einem neuen Abenteuer.“
„Ich war nie schön, aber ICH WAR FREI. Und das war in Paris genug.“
Kiki de Montparnasse
„Ich trinke, um das, was ich sehe, zu vergessen – und um besser zu sehen, was ich nicht sehe.“
Amedeo Modigliani
