Früher war sie mal frech.
Zehn Jahre lang moderierte sie eine lärmende Talkshow, in der die Gäste mit Arabellas Hilfe den Rest ihrer Würde abstreiften. Dann wurde sie weg gemobbt.
In ihrer Diktion hörte sich das so an: “Ich will keinen Trend zu Tode reiten. Ich habe den Nachmittagstalk geprägt, der Nachmittagstalk hat die neunziger Jahre geprägt. Wir haben das Fernsehen demokratisiert. Jeder Mensch konnte plötzlich so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Natürlich sind wir an Grenzen gegangen. Am Ende, nach 2700 Sendungen und über 30 000 Gästen, war alles gesagt. Der Rest ist Schweigen.”
Es war ein Abgang im Groll:
“Am Anfang wurde ,Arabella’ in den Himmel gehoben und galt als Kultsendung. Aber dann gab es sehr viel Prügel. Ich stand oft stellvertretend für die ganze Formatgattung. Manchmal habe mich dabei gefühlt wie die Hexe, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll – von dem ich aber immer wieder versucht habe, mit erhobenem Haupt herunterzusteigen.”
Sie zog sich nach Wien zurück, sie heiratete gut, bekam zwei Kinder, sah beim Opernball immer sehr fidel aus, machte hier mal ein bisschen Fernsehen, versuchte es da mal ein bisschen. Und dann:
“Wie das Leben so spielt, gab es einen Anruf von Senderchef Martin Gastinger, der mich darauf ansprach, mich kurz zuvor im Dirndl gesehen zu haben. Da würde es doch wahnsinnig gut passen, wenn ich ,Bauer sucht Frau’ moderieren würde, sagte er. Ich habe um eine Woche Bedenkzeit gebeten, aber der Gedanke fühlte sich sofort gut an. Insofern habe ich auf meinen Bauch gehört und das Angebot gerne angenommen.”
Arabella Kiesbauer, die Lustig-Freche, hat sich gewandelt. Grauenvoll korrekt und politisch-sauber ist sie geworden. Sie könnte auch das Marketing der FPÖ verantworten. Perfekt beherrscht sie es, viel zu reden und nichts zu sagen.
“Ich bin in einen funktionierenden Betrieb hinzugestoßen, denn das Team macht die Show ja schon jahrelang mit großem Erfolg. Und von den Bauern wurde ich gleich mal richtig eingebunden – da standen schon Dachdecken, Kühe melken, Stall ausmisten und das Tanzen mit der Volkstanzgruppe auf dem Programm. Das waren ganz neue Erfahrungen für mich.
Es ist ein sehr authentisches Format, das davon profitiert, dass wir in Österreich eine große Zahl an Menschen haben, die auf dem Land leben. So lange es alleinstehende Bauern gibt, wird es die Sendung auch geben. Man darf das aber tatsächlich nicht unterschätzen: Die Bauern leben oft an entlegenen Orten, in denen man nicht so schnell zum Flirten in die nächste Kneipe gehen kann. Sie besitzen also den ernsthaften Wunsch, die große Liebe zu finden.”
Schön. Sehr schön. Wir sind gerührt.