FIN-ALE

TANZ DER VIREN II, Folge 104

Letzter Sonntag im Mai, es ist halb neun. Frank Stäbler ärgert sich – aber froh ist er auch.

Er ärgert sich über die anderen Schwimmer. Da wollte er mit seinen Kindern im Dantebad einen sportlichen Morgen genießen, aber nun muss er sich die Bahnen mit vielzu vielen Menschen teilen.

Frank fühlt sich wie beim Ironman-Start. Überall zappeln Beine und Arme, überall schlagen Füße und Hände das Wasser zu Schaum – es ist, als würden Fische in einem Zuchtbecken gefüttert. Die Kinder haben das Sportbecken verlassen und toben im pisswarmen Kinderbereich.

Gut, dass er noch mit den Kindern ist. Gleich wird er noch mit ihnen auf der Leopoldstraße frühstücken, danach bringt er sie seiner Frau zurück und fährt in sein kleines Appartement in Feldmoching.

Es ist gut.

Ehe kaputt. Familie zerrissen. Den Job gekündigt. Das große Auto gegen eine kleine Karre getauscht. Bald bekommt er Stütze. Ein neuer Job ist nicht in Sicht. Er will auch keinen.

Es ist gut.

Die Große Krankheit hat ihn voll erwischt. Dabei war er nicht mal infiziert. In einem halben Jahr hat ihn die Krankheit platt gemacht.

Vielen Dank, Große Krankheit, denkt Frank Stäbler und lächelt.

Dankeschön. Ehrlich!

© BILDKUNST JOHANNES TAUBERT