FI-NALE
TANZ DER VIREN II, Folge 103
An der Grenze zu Tschechien, es ist der letzte Mai-Samstag.
Ferdl sieht die Elite-Männer vom Frühsport kommen. Die Kämpfer sind klitschnass – weil sie beim Laufen geschwitzt haben und weil sie noch nass vom Schwimmen im eiskalten Grenzfluss sind. Sie laufen fast lautlos, gefährliche Körper haben sie, ihr Kopf ist angefüllt vom Krieg gegen die Gesellschaft.
Vor drei Wochen hat man einen Betriebsausflug nach Prag gemacht und dort in den Studios Barrandov einen Imagefilm gedreht. Die deutschen Männer sind darin die Helden, und am Ende murksen sie allen Verschwörern und allen Undeutschen die Gurgeln ab, füsilieren alles Unwerte und misten auf dem Globus richtig aus.
Die tschechischen Kollegen waren mächtig beeindruckt – der Regisseur (er verdiente bis jetzt sein Geld mit romantischem Schleim fürs Fernsehen) hat am Ende der Drehs vor Rührung geflennt.
In der Woche drauf ist ein Sprinter ins Basecamp gekommen, der war bis unters Dach voll mit chemischem Kram. Da kannste ganze Bundesländer plattmachen.
Der Ferdl hat seinen Chef gefragt, ob man jetzt nicht endlich gerüstet sei.
Der Boss hat ihn angeguckt und fröhlich gegrinst. Er hat ausgesehen wie damals in Schwabing, wenn er neue Hasen aufgerissen hat.
„Wart’s ab, dauert nicht mehr lang. Die Leut‘ im Land machen sich erst einmal gegenseitig fertig im Sommer. Da mischen wir uns nicht ein.“
Also gut, denkt der Ferdl, während die Männer zu den Duschen laufen – gleich ist Frühstück, dann Training am Nunchaku. Da erdrosselste einen Mann, ohne dass der einen Laut von sich geben kann.
Geile Sache.
© BILDKUNST JOHANNES TAUBERT