MAMA WAS HERE

münchen, 26. februar 2015

Luise Kinseher hat – das haben wir gestern im “Journal” gelernt – die Queen des Derbleckens gegeben. Nervös ist sie davor gewesen, großbusig aufgetreten – und hernach hat sie sich schweratmig loben lassen. Gut hat sie es gemacht, da war man sich einig (am Tag drauf schreibt die tz: “So macht das Derblecken Spaß! Bravo, Bavaria beißt wieder!”)

Sauheiß ist es gewesen. Markus Söder war prima gelaunt und hat einen sehr roten Kopf aufgehabt. Dem Alexander Dobrinth, derzeit wegen der Maut-Debatte der Watschn-Aspirant der Schwarzen, werden die Ohren noch bis nach der Fastenzeit klingeln, so hat ihn die Mama hergefotzt. Der Ministerpräsident Seehofer hochpersönlich war noch besser aufgelegt als die Polit-Untertanenschaft (kam gerade aus Berlin, dort hat er wegen der Griechen keine rechte Gaudi gehabt) und hat beim heftigen Lachen ausgesehen wie ein Boxer, den es nach einem Kopftreffer schüttelt (in Zeitlupe verteilten sich ein paar Schweißtröpferl in den Saal).

t2_

Wen derwischt’s? Im Saal trinkt man sich Mut an.

 

 

Dann hat sie sich ans Podium gestellt, die Bavaria. Sauberes Weibsbild! Holz vor der Hüttn wie ein Sägewerk. Eine Goschn wie ein Schwert. Blicke wie Speere.

Bürgerlich heißt sie sich Luise Kinseher, arbeitet als Kabarettistin, hat vor kurzem einen tollen Preis bekommen. Aus Niederbayern ist sie. Ein fürchtenswertes Weibsbild vom Feinsten.

“Mei, Kinder”, hat sie angehoben und lange durch den Saal geblickt. “Wenn i Eich so oschaug, frage ich mich: Habe ich als Mutter versagt?”

Und dann hat sie ihnen allen vorgehalten, sie hätte ihnen besser “in aller Würde” regelmäßig “oane aufgstricha” (i.e. kleine pädagogische Backpfeifen verabreicht): dem ADHS-Söder, dem obstinaten Seehofer, der Hadertauerin und all den Schrazn. Sie sei schon eine gebeutelte Mama Bavaria, seufzt sie.

“Jetzt brauch’ i erst amoi an Schluck. Griass Eich, i bin’s, Eure Mama.”

Man trank kollektiv.

Und dann ging es los. Ungefähr so:

“Die CSU ist keine Frage des Wissens, sie ist eine Frage des Glaubens! Es wird nicht mehr lange dauern, da wird ein Bundespräsident verkünden, die CSU gehört zu Deutschland.”

Oder so:

“Wir zahlen den Flughafen in Berlin, damit wir von da schnell wieder wegkommen und die Berliner bauen ihn einfach nicht fertig, damit wir da ja nie ankommen.”

“Aber am besten verkauft der Söder sich selbst! Wie man aus nix so viel machen kann, das ist enorm. Am Nürnberger Flughafen, da landet keiner und startet keiner. Aber der Söder verkauft das als Fortschritt beim Lärmschutz! In den ländlichen Regionen schrumpfen die Einwohnerzahlen. Und der Söder verkauft das als erfolgreiche Renaturierungsmaßnahme!”

söder

Ihr könnt mich mal… Beneiden könnt Ihr mich! Wenn einer so oft derbleckt wird wie der Söder Markus, dann ist er wer in Bayernlanden. Zumindest glaubt er, dass er wer ist.

 

 

Genug gesödert. Es war Zeit fürs Seehofern (weil, der Ministerpräsident hatte ja schon mit dem Transpirieren angefangen):

“Schön langsam wird es ja Zeit für Deine Memoiren. Aber ein kleiner Tipp von der Mama – so widersprüchlich wie Du bist – bring die als Puzzle raus, dann kann man sie sich immer wieder neu zusammensetzen.”

“Und was den Nachruhm angeht: Unsterblich wird man ja auch durch ein großes Zitat. Bloß da warst Du bisher immer nur der Zweite! Luther hat gesagt: Hier stehe ich und kann nicht anders – Du sagst, Du stehst nirgends und kannst immer anders. Descartes sagte: Ich denke, also bin ich – du sagst, wer bin ich, dass ich dächte.”

Der Seehofer hat gelacht. Mal kavaliersmäßig-verhalten und dann wieder, dass der Schweiß a bisserl spratzelte. Hernach gab er sich jovial und erklärte, er sei prächtig unterhalten worden:

“Köstlich, treffsicher, selbstsicher. Ich glaub‘ die Mama hat an Statur noch mal gewonnen…Das war im Grunde tiefsinniger Stoff. Und selbst so tiefsinnige Dinge kann man mit Humor vermitteln. ”

Vom Seehofer schafft eine Mama Bavaria immer und überall den verbalen Spagat zu jedermann und überallhin. Beispiel:

“Die Maut – das dauert doch noch. Weil der Seehofer hat gesagt, die Maut ist dem Dobrinth sein Meisterstück. Und da hat er Recht! Viele Meisterwerke der Welt sind ja unvollendet.”

Überhaupt, der Dobrinth!

“Und wenn jetzt irgendjemand sagt, mein Alexander ist nicht da, weil er Angst hat auf den Nockherberg zu kommen, der irrt! Mein Alexander ist da, man sieht ihn nur nicht, er hat es mit dem Abnehmen übertrieben. Wenn Sie irgendwo eine herrenlose Brille sehen – das ist er!”

see

Nein! Bin nicht beleidigt! Stehe drüber! Habe Gattin, die wo mit mir lächelt! Habe gefügiges Gefolge! Alles gut! Bin der Horst! Der Horst Nummer Eins im Freistaat!

 

Es war – das wusste der routinierte Ministerpräsident – nun für ihn der Moment gekommen, sich genüsslich zurückzulehnen: Sein Fett hatte er ab bekommen, dazu telegen gelächelt. Jetzt waren die echten Verlierer dran. Sprüche über Loser kommen immer gut beim Starkbier.

“Florian Pronold und Markus Rinderspacher sind ja die Hoffnungsträger der SPD – das ist die ganz hohe Schule des Optimismus! Das ist, als wenn Du zum Kühlschrank gehst, ihn aufmachst und sagst: Ich hab hier nur noch zwei Tuben milden bayerischen Senf daraus lässt sich doch sicher was Tolles zaubern!”

Mehr? Bittesehr:

“Gut, die SPD wird nicht mehr unterdrückt. Warum auch? Die leistet keinen Widerstand mehr. Politisch ist die SPD in Bayern in der Palliativstation angekommen – sie wissen, gesund werden wir nicht mehr, aber wir gestalten das Ableben so schmerzfrei wie möglich.”

Mama machte dann alsbald Schluss. Sie redete über den G-7-Gipfel, auf den man sich gefälligst freuen solle. Sie schwärmte vom starken, friedlichen, unvergleichlich schönschönschönen Bayern, von  der Zugspitze, der Würde des Wettersteins:

“Und das alles vor unserem weißblauen Himmel. Reißt’s Eich zsamm- und Du, Horst, sei immer ned so beleidigt. Weil i wui ned, dass Ihr des aa no versemmelt.”

Angekommen?

Morgen: So san’s, de Bayern!